Politik an der Konsole

Kleeblatt-Zocker nimmt an Putins "Games of Future" teil - und wird entlassen

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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8.3.2024, 11:00 Uhr
Von Salzburg über Fürth nach Kasan: Ajdin Islamovic ist nicht mehr länger beim Kleeblatt beschäftigt.

© imago images/Beautiful Sports, NNZ Von Salzburg über Fürth nach Kasan: Ajdin Islamovic ist nicht mehr länger beim Kleeblatt beschäftigt.

Die sogenannten "E-Sportler" des Kleeblatts stehen selten im Mittelpunkt. Dominik Celary, der Trainer der Konsolen-Profis, gab mal den Übersetzer für Damian Michalski, weil der kurz nach seinem Wechsel nach Fürth kein Deutsch und auch nicht wirklich Englisch sprach. Auf der Pressetribüne des Ronhofs sieht man Celary und seine Kollegen ab und zu sitzen, ansonsten sind sie eher virtuell präsent - wenn sie in der "Virtual Bundesliga" gegen die Zocker anderer Vereine antreten.

Die Livestreams der Partien finden durchaus einigen Anklang, die "VBL" ist ein wichtiges Projekt für die Deutsche Fußball Liga. Von der einen Milliarde, die sich der Verband von einem Investorendeal erhoffte, sollten einige Millionen auch in den Sport an der Konsole fließen. Der "kicker" widmet sich der Zockerei sogar sehr ausführlich, auf seiner Homepage gibt es regelmäßig Berichte über die Spiele - und auch über die Protagonisten selbst.

SpVgg Greuther Fürth trennt sich von E-Sportler Islamovic

Zuletzt erfuhr die interessierte Öffentlichkeit deshalb von einem skurrilen Vorgang. Ajdin Islamovic, ein 25 Jahre alter Österreicher, spielt in der viertklassigen "Salzburg Liga" für den SV Straßwalchen Fußball. Noch ein bisschen erfolgreicher ist er aber an der Konsole, weshalb ihn die Spielvereinigung für diese Saison in der VBL verpflichtete. Die Runde lief nicht wirklich gut für das Konsolen-Kleeblatt, am letzten Spieltag verloren die Fürther gegen die SV Elversberg und beenden die Saison als Schlusslicht.

Islamovic war da aber schon kein Spieler des Kleeblatts mehr. Der Grund ist skurril. Die österreichische Zeitung "Der Standard" bekam vor einigen Tagen von der russischen Botschaft den Hinweis, dass bei den "Future Games" in Kasan, 800 Kilometer östlich von Moskau, ein Österreicher teilnehme - das sei doch ein schöner Anlass, um über dieses noch ein bisschen schönere Event in Russland zu berichten.

Wie sich schnell herausstellte, war der einzige österreichische Teilnehmer: Ajdin Islamovic. Von dem hatte sich das Kleeblatt wenige Tage vorher getrennt, aus "disziplinarischen Gründen", wie der "kicker" berichtete. Laut "Standard" habe der Zocker, der in Fürth angestellt ist, um Erlaubnis gebeten, der Einladung aus Russland zu folgen. Als die Spielvereinigung das ablehnte, habe er sich krankgemeldet und sei trotzdem nach Kasan gereist. Deshalb kündigte ihm der Verein.

Islamovic ist trotzdem froh, in Russland gewesen zu sein. Dem "Standard" erzählte er, dass er zwar "lange überlegt" habe, "aber ich liebe solche Events". Den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sah er nicht als Hindernis, "ich finde, man muss Sport und Politik auseinander halten", sagte er dem österreichischen Medium. Alles andere sei "doppelmoralisch", weil westliche Staaten ja Öl und Gas aus Russland importierten.

Das mit der Trennung klappte aber nicht so gut. Eröffnet hat die Spiele Präsident Wladimir Putin, zudem waren laut Medienberichten Staatsoberhäupter unter anderem aus Belarus, Tadschikistan, Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan und Serbien vor Ort. Und die Kosten der Reise? Hat der russische Staatskonzern "Gazprom" übernommen.

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