Trainerdiskussion und Plattitüden

Mario Basler pöbelt: So war der "Doppelpass" in der Fürther Stadthalle

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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13.9.2022, 14:02 Uhr
Der Stammtisch der Nation: Am Montagabend schaute der "Doppelpass on Tour" in Fürth vorbei.

© Michael Fischer Der Stammtisch der Nation: Am Montagabend schaute der "Doppelpass on Tour" in Fürth vorbei.

Früher war alles besser. Mario Basler war der beste Fußballer aller Zeiten. Und das, obwohl er nie trainiert und ständig nur gesoffen hat. Mario Basler würde Spielern mit gegelten Haaren und Tattoos am liebsten "in die Fresse hauen". Mario Basler hasst Laptops. Und Dortmunds Nationalspieler Marco Reus verletzt sich sogar, wenn er morgens auf die Toilette geht. Willkommen in der alten Fußballwelt. Willkommen beim "Doppelpass on Tour".

Die Plauderrunde des TV-Senders "Sport 1" schaute am Montagabend in der Fürther Stadthalle vorbei - und lieferte dabei genau das, was man erwarten konnte. Und offenbar auch genau das, was die vielen Menschen auf den Stühlen hören wollten. Plattitüden. Beleidigungen. Herablassende Sprüche. Alles im Sinne der Tradition, der Erinnerung an die gute, alte Zeit, als Fußballer noch rauchten, grätschten und Bälle aus 30 Metern in den Winkel hauten.

Ja, Mario Basler war mal ein guter Fußballer und hat mit dem FC Bayern München einige Titel gewonnen. Ja, Mario Basler ist inzwischen nicht mehr nur Ex-Profi, sondern auch Bühnenfigur, die mit eigenem Programm durch Fußball-Deutschland tourt - wenn er nicht gerade auf "RTL" im "Sommerhaus der Stars" sitzt. Und ja, im Fußball wird die Vergangenheit oft ein bisschen oder manchmal sogar sehr stark verklärt.

Doch wie gut damals (angeblich) alles war und wie schlecht heute (angeblich) alles ist, war dann doch überraschend. Genauso wie die Tatsache, dass es tatsächlich nicht wenige Fußballfans gibt, die all das auch noch gut finden, die über substanzlose Diskussionsbeiträge lachen - und die insgeheim womöglich sogenannte "Typen" wie Mario Basler im modernen Fußball vermissen.

"Da gibt es kein Abschalten"

In der Stadthalle ging es aber nicht nur um die schöne Vergangenheit, sondern auch um die traurige Gegenwart. Über die sprach eine Halbzeit lang der Mann, der schon ein paar Stunden vorher am Trainingszentrum des Kleeblatts ausführlich Einblick in sein Seelenleben gegeben hatte. Rachid Azzouzi erzählte von der fehlenden "Lebensqualität" in den vergangenen Wochen, "das trägst du in die Familie rein, das ist ein ständiger Prozess, der im Kopf abgeht, da gibt es kein Abschalten", so der Geschäftsführer. "In positiven Zeiten ist das wunderschön."

Doch derzeit schwebt in Fürth niemand auf Wolke sieben - stattdessen werden die dunklen Wolken am Himmel jeden Tag noch ein bisschen dunkler. Die andauernde Erfolglosigkeit seiner Spielvereinigung war natürlich ein bestimmendes Thema, wenn der Stammtisch der Nation schon mal in Fürth vorbeischaut. "Vor zwei Jahren sind wir alle aufgestiegen", sagte Azzouzi. "Wenn du verlierst, verlierst du relativ allein."

In der Trainerfrage bekam Azzouzi sogar Zuspruch von Mario Basler. Die Zukunft von Marc Schneider als Coach des Kleeblatts ist ja seit dem 1:2 in Magdeburg am Sonntag so ungewiss wie nie. "Du musst einem Trainer und einer Mannschaft auch ein bisschen Zeit geben, dass sie sich wieder entwickelt", sprach der Ex-Profi - nur, wie lange diese Zeit andauern soll, ob neun sieglose Spiele in dieser Saison nicht alarmierend genug sind, blieb beim An-der-Oberfläche-Kratzen unklar.

"Die Art und Weise, wie Marc arbeitet, wie er zur Mannschaft spricht, passt zur Spielvereinigung. Er nimmt sich nicht zu wichtig", sagte Azzouzi. "Letztlich brauchst du aber Ergebnisse." Was das heißt, bohrte Moderator Thomas Helmer nach. Und Azzouzi wiederholte die Worte, die er schon ein paar Stunden zuvor am Trainingszentrum gewählt hatte. Ein Trainerwechsel sei "nicht immer das Allheilmittel, es sind alle in der Verantwortung. Die Spieler auch, weil die viel zu oft viel zu einfach wegkommen". Man sei im "offenen Austausch" - der offenbar auch am Dienstag noch andauerte.

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