Mut statt Angst

Von der dritten in die vierte Phase: So will das Kleeblatt Hansa Rostock besiegen

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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13.10.2022, 15:15 Uhr
Zuspruch auf der Kärwa: Fürths Trainer Marc Schneider (rechts) genoss die Autogrammstunde in dieser Woche sichtlich.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Zuspruch auf der Kärwa: Fürths Trainer Marc Schneider (rechts) genoss die Autogrammstunde in dieser Woche sichtlich.

Marc Schneider ist kein Arzt. Das hat der Trainer des Kleeblatts vor einigen Wochen betont, als er detailliert über die Beschwerden einiger seiner Spieler sprechen sollte. Seit Donnerstagnachmittag weiß man allerdings, dass Marc Schneider nicht nur ein Fußballtrainer ist, sondern auch ein Psychologe. Die Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Freitagabend (18.30 Uhr) gegen Hansa Rostock geriet deshalb auch zu einer kleinen Psychologie-Vorlesung.

Bei der "Einführung in die Grundlagen der Psychologie" blickte der 42-Jährige zurück in den 1960er Jahre. Da entwarf der US-Amerikaner Bruce Tuckman ein Modell, wonach eine neu zusammengestellte Gruppe durch vier Phasen gehen muss, um zu einer wirklichen Gemeinschaft zu werden. Forming. Storming. Norming. Performing. Die erste Phase wird auch als Einstiegs- und Findungsphase bezeichnet, auf die ein Sturm, eine Zeit der Auseinandersetzung und des Konflikts, folgt.

"Natürlich gibt es Schlüsselerlebnisse, die einem gewisse Sachen erleichtern", erklärte Schneider. "Wir hatten dieses Schlüsselerlebnis in Magdeburg, was uns alles nicht erleichtert, aber nochmal vor Augen geführt hat, dass es nur funktioniert, wenn wir es gemeinsam machen." Glaubt man dem Fürther Trainer, ist die zweite Phase mit dem Sturm, dem reinigenden Gewitter nach dem blamablen Auftritt beim 1:2 in Magdeburg, abgeschlossen.

Derzeit sieht Schneider seine Mannschaft am Ende der dritten Phase, in der sich alles so langsam gefunden und in der man sich auf ein gemeinsames Ziel fokussiert hat. "Es musste jeder seinen Platz finden in diesem Gefüge", so der Trainer. "Eine Truppe neu zu formen, mit einem fast komplett neuen Staff, braucht eine gewisse Zeit, aber man sieht jetzt, dass wir in die richtige Richtung gehen. Wir wissen, dass wir noch Potenzial haben - und dass Erfolgserlebnisse dabei helfen."

Auf die dritte soll ab Freitagabend die vierte Phase folgen, in der das Kleeblatt performt. In der es nach durchwachsenen Auftritten auch wieder besseren Fußball spielt und so endlich mehr Erfolg hat. Um die neu gefundene Gemeinschaft nicht zu gefährden, haben sie in Fürth zuletzt auch die Tore des Trainingszentrums geschlossen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit gearbeitet. "Es geht darum, dass wir als Gruppe eng beieinander sind - und bleiben wollen, dass wir uns nichts beeinflussen lassen wollen von Außen", erklärte der Trainer, der aber auch "taktische Sachen, die wir gerne bei uns behalten wollen" üben ließ.


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In den vergangenen Tagen war Marc Schneider jedoch nicht nur als Psychologie-Dozent, sondern auch als Psychologe gefragt. In Regensburg hatte Geschäftsführer Rachid Azzouzi zuletzt bemängelt, dass die Fürther Mannschaft zu ängstlich sei. "Eine gewisse Angst ist da. Angst gehört aber mit zu unserem Leben und ist leider auch ein Teil, den wir mitnehmen auf den Fußballplatz", sagte Schneider. Es sei "ein gewisser Druck da, der lähmt". Wichtig sei nun, den Spielern diesen Druck und diese Angst zu nehmen, "indem wir mutiger sind als ängstlich", man könne "aber nicht auf den Knopf drücken, sodass du mutig bist und keine Angst mehr hast".

Personell stehen Schneider bis auf Robin Kehr und Sidney Raebiger alle Spieler zur Verfügung, auch Marco Meyerhöfer wird nach seinem Knöchelbruch erstmals wieder im Spieltagsaufgebot stehen. Ein Sonderlob bekam auf Nachfrage Tobias Raschl, der zuletzt dreimal nicht zum Einsatz gekommen war. Dieser habe "hervorragend trainiert" - und wäre eine Option für mehr Spielfreude auf dem Platz.

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