Handball

TS Herzogenaurach vs HC Erlangen: Rivalinnen für eine Stunde

8.11.2021, 16:04 Uhr
Ein Foto, zwei Teams: Nach dem Derby zeigen die fränkischen Drittliga-Handballerinnen, dass sie nur während des Spiels wirklich Rivalinnen sind.   

© Harald Sippel, NN Ein Foto, zwei Teams: Nach dem Derby zeigen die fränkischen Drittliga-Handballerinnen, dass sie nur während des Spiels wirklich Rivalinnen sind.   

Egal wo man an diesem Sonntagnachmittag hinblickt und hinhört, man spürt sie überall, sie ist nicht zu übersehen und nicht zu überhören: die besondere Rivalität zwischen den Handballerinnen der TS Herzogenaurach und des HC Erlangen. Man spürt sie oben auf der Tribüne, wo sich 250 Zuschauende eingefunden haben und bis zur allerletzten Sekunde mitfiebern. Man spürt sie unten auf dem Feld, wo die Spielerinnen zwischen brachialer Intensität und nervösen Fehlern hin- und herschwanken.

Es gibt sogar eine WG aus TSH- und HCE-Spielerinnen

Und man spürt sie sogar noch nach der Partie hinter den Kulissen, wenn man im Gang vor den Kabinen bei Nele Stock steht und direkt nachfragt: Ist das etwas ganz Besonderes, wenn diese beiden Teams aufeinander treffen? Die Erlangerin lacht. "Auf jeden Fall!", sagt Stock. "Wir kennen uns ja alle."

Es ist nicht nur die geografische Nähe der Städte, aus der dieses Derby erwächst. Oder die tabellarische Nähe der Vereine, die diesem Aufeinandertreffen Brisanz verleiht. Es ist vor allem die individuelle Nähe der Spielerinnen, die Freundschaft und Rivalität für eine Stunde verwischen lässt. Sie kennen sich. Auf dem Feld schon deshalb, weil einige Spielerinnen in der Vergangenheit jeweils für das andere Team aufgelaufen sind. Neben dem Feld auch deshalb, weil sich die Mannschaften privat immer wieder mal treffen. "Das kommt schon vor, dass wir uns in Clubs sehen", sagt TSH-Spielerin Saskia Probst nach dem Schlusspfiff. "Es gibt sogar eine TSH-HCE-WG."

"Plötzlich wurden wir überrannt"

Gerade solche Konstellationen, in denen sich zwei Mannschaften ihr Können wechselseitig beweisen wollen, sind prädestiniert für einen engen Spielverlauf, für eine Balance, aus der heraus sich die Teams unerbittlich beackern. Doch in der zweiten Hälfte kippt dieses Equilibrium. Erlangen zieht davon. Etwa fünf Minuten vor dem Ende erarbeiten sich die Gäste eine 21:16-Führung.

"Unsere Abwehr stand gut", sagt Nele Stock, die an diesem Tag mit vier Treffern zu den HCE-Top-Scorerinnen gehört. "Wir wollten keine Positionsangriffe, sondern ins schnelle Spiel kommen." Doch würde es zu dieser Geschichte passen, wenn sie einseitig zu Ende ginge, keinen finalen Handlungswechsel mit sich bringen könnte? Nele Stock sagt: "Plötzlich wurden wir überrannt."

"Am Anfang sehr nervös aufgetreten"

Ein solches Derby, findet Saskia Probst, sei ja immer ein Hin und Her. "Teilweise unsicher, teilweise überragend", nennt die TSH-Spielerin die beiden Extreme, zwischen denen sich das Geschehen einpendelt. Lange überwiegen bei Herzogenaurach die Unsicherheiten. Die Last des Unbedingt -Wollens ist groß, doch der Rückstand löst die Bremse. "Ich hatte das Gefühl, dass wir am Anfang sehr nervös aufgetreten sind", sagt Probst. "Dann hat sich die Stimmung gelockert." Sie selbst gehört nicht zu den Spielerinnen mit HCE-Vergangenheit, sie kann befreiter aufspielen.

Als die Partie schon beinahe verloren scheint, leitet Probst mit fünf Treffern in fünf Minuten die Aufholjagd ein, das Pendel des Momentums schlägt noch einmal in die andere Richtung aus. Immer wieder kommt Herzogenaurach jetzt mit schnellen Angriffen. Mit Erfolg.

Am Ende dieses Aufeinandertreffens von Rivalität und Freundschaft entsteht ein Foto. 31 Gesichter blicken glücklich in die Kamera und strecken jeweils einen Finger nach oben. Wären da nicht die unterschiedlichen Trikotfarben, die sich durch das Bild hinweg vermischt haben, man könnte auf den ersten Blick nicht erkennen, welche Spielerin zu welchem Team gehört. Über ihnen hängt die Anzeigentafel. 26:26. Ein Punkt für alle. Passt ja irgendwie.

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