Übergriffe im ÖPNV

Ein "Subway-Shirt" als Schutz gegen Belästigung im ÖPNV?

Michaela Raab

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31.7.2023, 13:52 Uhr
Das "Subway-Shirt" gibt vielen Frauen ein Gefühl von Sicherheit in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Hashtag #subwayshirt trendet auf TikTok. (Symbolbild)

© Thomas Koeh ler/photothek.net Das "Subway-Shirt" gibt vielen Frauen ein Gefühl von Sicherheit in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Hashtag #subwayshirt trendet auf TikTok. (Symbolbild)

Vor einigen Monaten tauchte der Hashtag #subwayshirt auf TikTok und Instagram auf. Zuerst waren es vor allem Frauen aus New York, die ihre Angst vor anstößigen Blicken und sexueller Belästigung in der dortigen U-Bahn mit dem Internet teilten. Sie tragen weite, lockere Oberteile und Jogginghosen über ihren eigentlichen Outfits, um sich selbst ein Gefühl von Sicherheit zu geben, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Nicht weil sie das wollen, sondern weil sie durch ihre Erfahrungen mit übergriffigen Verhalten kaum mehr ohne ihre Schutzhülle mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren möchten. Das "Subway-Shirt" gibt ihnen ein subjektives Gefühl von Sicherheit.

Das #subwayshirt ist kein Problemlöser

Der Verein AURA e.V. hat von dem millionenfach geklickten Hashtag #subwayshirt auf Social Media ebenfalls mitbekommen. AURA ist in Nürnberg angesiedelt und bietet Selbstverteidigungskurse, Präventionsmaßnahmen, sowie weitere Hilfsangebote an. Das AURA-Team bewertet den Trend zunächst positiv. Schließlich gebe es verschiedene Möglichkeiten, sich vor Belästigung und Gewalt zu schützen und jede Frau sorgt auf ihre eigene Art für ihr subjektives Sicherheitsgefühl.

@itssophiemilner I didnt realise everyone else did this too 🥲 its a huge problem in london. Theres so many outfits ive just never worn out, or had to change so much, just because i knew people would make me feel uncomfortable for wearing it - be it catcalling or stares. #catcalling #subwayshirt #tubeshirt #subwayoutfit #tubeoutfit #ootd ♬ A work of art by s_johnson_voiceovers - Stefan Johnson

Dennoch sei die extra Kleidung für die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln keine endgültige Lösung für die viel tiefer greifenden Probleme. Denn das Outfit sei nicht der Grund für Catcalling oder Belästigung, betont AURA. Prinzipiell könne sexuelle Belästigung im ÖPNV alle Frauen treffen, unabhängig von ihrer Kleidung. Die Ursache und Verantwortung liege nicht bei den Betroffenen.

Catcalling im öffentlichen Raum

Ein Blick, ein vermeintliches "Kompliment" oder ungewollter Körperkontakt. Übergriffiges Verhalten im öffentlichen Raum ist etwas, das viele im Alltag begleitet. In den Kursen und in der Beratung bei AURA Nürnberg e.V. erzählen betroffene Frauen, sowie TINA-Personen regelmäßig von negativen Erfahrungen dieser Art auch in Nürnberg und der Region, berichtet die Initiative. Nahezu alle von ihnen haben bereits übergriffige Blicke, belästigende Kommentare oder körperliche Grenzüberschreitungen im öffentlichen Personennahverkehr erlebt, heißt es weiter. Laut AURA seien Trans-Frauen in besonderem Maße von Belästigung und Diskriminierung im öffentlichen Raum betroffen.

Hilfsangebote für Betroffene

Betroffene sind mit negativen Erfahrungen aber nicht alleine. Oft ist es hilfreich, mit einer Person ihres Vertrauens über den Vorfall zu sprechen und sich einen sicheren Ort zu suchen. Professionelle Hilfsangebote erhalten sie zum Beispiel bei Initiativen wie AURA. Diese bieten neben Beratungen auch Präventionsmaßnahmen, sowie Selbstverteidigungskurse für alle Altersstufen an.

Eine weitere Anlaufstelle ist das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter der Kurznummer 116 016. Das Beratungsangebot ist anonym, kostenfrei, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen verfügbar, um möglichst allen Betroffenen eventuelle Scham und Ängste zu nehmen, die mit ihren Erlebnissen zusammenhängen. Ebenso können Betroffene über die polizeiliche Kriminalprävention der Länder Informationen und Beratungsangebote finden.

Das können Sie aktiv tun

Wer bei der Fahrt in Bus und Bahn oder an anderen Orten mitbekommt, dass jemand verbal oder auch körperlich bedrängt wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten selbst aktiv zu werden. Die eigene Sicherheit darf dabei immer an erster Stelle stehen, sagt AURA. Je nach Situation könne etwa jede Person bereits durch Blicke signalisieren, dass sie die Situation wahrnehme und missbillige.

Es kann hilfreich sein, Betroffene direkt anzusprechen oder zum Beispiel eine Frage zu stellen, um die Situation zu unterbrechen. Sie können konkret benennen, was gerade passiert und darüber aufklären, dass Catcalling und anderes übergriffiges Verhalten zu unterlassen sind. Auch andere Menschen auf die Situation aufmerksam zu machen und damit eine Öffentlichkeit herzustellen, kann laut AURA eine Möglichkeit sein, selbst aktiv etwas zu unternehmen, anstatt wegzusehen.