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Erneut unzufrieden: Note 4 für Bayerns Radfreundlichkeit

24.4.2023, 16:35 Uhr
Tausende von Radfahrern fahren auf der für Autos gesperrten Autobahn A96.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa Tausende von Radfahrern fahren auf der für Autos gesperrten Autobahn A96.

Schmale und zugeparkte Radwege, schlechte Mitnahmemöglichkeiten im Nahverkehr: Die Menschen in Bayern sind weiter unzufrieden mit der Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte und Gemeinden. Im Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) für das Jahr 2022 kam der Freistaat im Schnitt nur auf die Schulnote 4,0 - eine leichte Verschlechterung gegenüber der vorigen Umfrage (3,9) aus dem Jahr 2020, wie der ADFC am Montag in München mitteilte. Rund 245.000 Menschen nahmen bundesweit an der Umfrage teil.

"Die Ergebnisse des diesjährigen Fahrradklima-Tests sind abermals ernüchternd", sagte Bernadette Felsch, Vorsitzende des ADFC Bayern. Um die Sicherheit der Radfahrer zu erhöhen, sei ein neues Radverkehrsgesetz notwendig. Dabei setze der ADFC auf das Volksbegehren "Radentscheid Bayern" mit mehr als 100.000 Unterstützerinnen und Unterstützern im Freistaat. Am Sonntag hatten Tausende Radler bei einer Sternfahrt nach München dafür demonstriert.

Nach Auffassung des Innenministeriums sind die gesetzlichen Voraussetzungen für die Zulassung des Volksbegehrens aber nicht gegeben, weil der Gesetzentwurf in das Budgetrecht des Parlaments eingreife. Zudem könne der Landtag nicht über Gesetze im Bereich Straßenverkehrsrecht abstimmen. Das Volksbegehren liegt deshalb inzwischen beim bayerischen Verfassungsgerichtshof.

Unter den bayerischen Städten und Gemeinden zeige schon jetzt Straubing, wie eine "Kommune von einem parteiübergreifenden Konsens zugunsten des Radverkehrs profitieren kann", sagte Felsch. Die niederbayerische Stadt kletterte mit der Note 3,35 in der Erhebung 2022 auf Platz 15 von 474 Kommunen in ihrer Größenordnung bundesweit. Bei dem Fahrradklima-Test 2020 lag sie in ihrer Größenkategorie noch auf Platz 222 von 415 bundesweit.

Ein positiver Ausreißer in Bayern bleibt demnach Erlangen. Die mittelfränkische Stadt schaffte es als einzige bayerische Kommune in ihrer Kategorie auf den Spitzenplatz. Den Titel "Aufholer" für die beste Entwicklung in ihrer Größenklasse erhielt die Stadt Landshut. Zudem schafften zwei Gemeinden eine 2 vor dem Komma bei ihren Radl-Noten - Bad Wiessee (Kreis Miesbach) in Oberbayern und Oberhaching (Kreis München). Nachzügler bleiben Kulmbach und Hof in Oberfranken, die in ihrer Größenklasse bundesweit erneut auf den letzten beiden von 447 Plätzen geführt werden.

Bei den Großstädten tat sich in den vergangenen Jahren nach Ansicht der Befragten nicht viel: München belegte bundesweit den fünften Platz von 14 Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern und rutschte damit um einen Platz im Vergleich zur vorigen Erhebung ab. Nürnberg blieb auf dem zehnten Platz.

Neben den Radwegen und schlechter Verkehrsführung bei Baustellen bemängelten Radler im Freistaat vor allem die Möglichkeit zur Fahrradmitnahme im öffentlichen Nahverkehr. Mit einer Note von 4,9 ist Bayern in diesem Bereich Schlusslicht unter den Bundesländern. Neu sind diese Kritikpunkte nicht: Schon in der Umfrage aus dem Jahr 2020 hatten Radler diese Punkte moniert.

Vergleichsweise positiv bewerteten die Bayern die Erreichbarkeit ihrer Innenstädte mit dem Fahrrad (Note 2,7) sowie die Möglichkeiten, als Radler in Einbahnstraßen in die Gegenrichtung fahren zu dürfen (2,8).