Schüler festgenommen

Terroranschlag in Essen verhindert: SS-Schriften und Material für Bombe gefunden

Johanna Mielich

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

12.5.2022, 14:06 Uhr
Polizisten tragen Gegenstände, darunter mehrere Stichwaffen und Speere, aus dem Wohnhaus des Verdächtigen. 

© David Young, dpa Polizisten tragen Gegenstände, darunter mehrere Stichwaffen und Speere, aus dem Wohnhaus des Verdächtigen. 

Die Polizei in Essen ermittelt wegen möglicherweise geplanter Straftaten an zwei Schulen gegen einen 16-Jährigen. "Wir können bestätigen, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 16-jährigen deutschen Schüler des Don-Bosco-Gymnasiums handelt", hieß es von der Polizei. Eine Polizeisprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur, das SEK habe am frühen Morgen die Wohnung des Gymnasiasten durchsucht. Zuvor hatten darüber "Bild.de" und "NRZ" berichtet.

Stamp dankt für "Verhinderung eines mutmaßlichen Nazi-Terroranschlags"

Die Polizeisprecherin sagte: "Es ist glücklicherweise nichts passiert an den Schulen. In welche Richtung es womöglich gegangen wäre, wird nun ermittelt." Der Jugendliche sei derzeit in Polizeigewahrsam. Ob er sich geäußert habe, sei noch nicht bekannt.

Durch den Polizeieinsatz ist womöglich ein Nazi-Terroranschlag verhindert worden. Das schreibt der stellvertretende Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Joachim Stamp (FDP), bei Twitter. In dem Post richtete Stamp einen Dank an die Polizei in Essen "für Verhinderung eines mutmaßlichen Nazi-Terroranschlags".

"Das können wir weder bestätigen, noch dementieren wir", erklärte eine Polizeisprecherin in Essen gegenüber dem Spiegel. Das NRW-Innenministerium kündigte bereits eine Stellungnahme von Innenminister Herbert Reul (CDU) im Laufe des Donnerstags an.

Die Einsätze mit Durchsuchungen am Don-Bosco-Gymnasium in Essen-Borbeck und an der Realschule am Schloss Borbeck liefen am Morgen noch, schilderte die Sprecherin. Der Tatverdächtige sei Schüler des Gymnasiums und habe zuvor die Realschule besucht. Welche Straftat er womöglich plante, sei bislang ungeklärt.

Bei der Durchsuchung zweier Schulen hat die Polizei am Donnerstag bisher keine Sprengsätze gefunden. Das sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstagmittag in Düsseldorf. "Da wird jeder Winkel der Klassenräume auf links gedreht."

Laut Polizei gingen "Hinweise" bei ihr ein, dass ein 16-jähriger Schüler des Gymnasiums an seiner derzeitigen oder seiner ehemaligen Schule eine Straftat geplant haben könnte. "Bild.de" berichtete, der Hinweis sei von einem Mitschüler des 16-Jährigen gekommen.

Wohnung des Schülers durchsucht

Vor dem katholischen Gymnasium, das knapp 800 Schülerinnen und Schüler besuchen, waren am Vormittag noch einige Polizeiwagen zu sehen. Zwar gab es keine Absperrungen, das Schultor stand offen. Es wurde aber niemand hineingelassen. Einige Polizeibeamten bewachten das Schulgelände.

"Wir haben Hinweise erhalten, dass in der Schule eine Straftat geplant war", hieß es auf der Homepage des Gymnasiums. "Um die Schule auf Beweismittel hin zu untersuchen, mussten wir heute in Absprache mit der Polizei den Zugang zur Schule sperren." Es sei davon auszugehen, dass der Unterricht am Freitag wieder normal laufen werde. Laut "NRZ" sollten am Donnerstag eigentlich Abiturklausuren geschrieben werden.

NRW-SPD-Chef Thomas Kutschaty, der in Essen wohnt, zeigte sich schockiert. "Es ist wohl hoher Zivilcourage und dem beherzten Eingreifen der Polizei zu verdanken, dass Lehrerinnen, Lehrern, Schülerinnen und Schülern nichts passiert ist. Aus vollem Herzen: Danke!", schrieb der Spitzenkandidat für die Landtagswahl am Sonntag auf Twitter.

Einem "Hinweisgeber", der sich laut Reul bei der Polizei gemeldet hatte, habe der Tatverdächtigen zuvor gesagt, er wolle in seiner Schule eine Bombe platzieren. Diesem Hinweisgeber und den Einsatzkräften sei es zu verdanken, "dass hier Schlimmeres verhindert wurde", so der NRW-Innenminister.

Die Wohnung des Schülers unweit des Gymnasiums wurde nach Angaben der Polizei durchsucht, um Beweis- und Tatmittel zu finden. Dabei wurden Speere und andere Stichwaffen sichergestellt. Polizisten hätten die Waffen und mehrere Kartons aus der Wohnung im Dachgeschoss eines Hauses in einen Lieferwagen getragen, berichtete ein dpa-Fotoreporter am Donnerstag.

Rechtsextreme Schriften und Hinweise auf psychische Probleme gefunden

In der Nacht zu Donnerstag wurde der 16-Jährige laut Innenminister Reul in seinem Kinderzimmer festgenommen. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei habe sich um 4.20 Uhr Zutritt zu der Wohnung des Jugendlichen verschafft. Man habe dort auch seine Eltern angetroffen. Der Schüler werde derzeit verhört. Gegen den 16-Jährigen wird wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Die für Terrorismus zuständige Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft habe die Ermittlungen übernommen, teilten Sprecher der Behörde und des NRW-Innenministeriums am Donnerstag mit.

Möglicherweise hat der Junge psychische Probleme. Es seien Aufzeichnungen gefunden worden, die als "dringender Hilferuf eines verzweifelten jungen Mannes gelesen werden" könnten, sagte NRW-Innenminister Reul am Donnerstag. Es gebe Hinweise darauf, dass der 16-Jährige "massive psychische Probleme und Suizidgedanken hatte". Er sei nach derzeitigem Ermittlungsstand offenbar ein Einzeltäter.

Darüber hinaus wurden nach Angaben von Innenminister Reul bei dem 16-Jährigen SS-Runen, sowie zahlreiche rechtsextreme, antisemitische und antimuslimische Schriftstücke gefunden.