Der nächste Ausstand

Passagiere brauchen gute Nerven: Lufthansa-Bodenpersonal will erneut streiken - Folgen für Nürnberg?

mek, dpa

Politik und Wirtschaft

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18.2.2024, 14:13 Uhr
Inwieweit sich die Streikaufrufe auf den Verkehr am Albrecht Dürer Airport auswirken, ist derzeit noch offen. 

© Airport Nürnberg Inwieweit sich die Streikaufrufe auf den Verkehr am Albrecht Dürer Airport auswirken, ist derzeit noch offen. 

Discover ist zwar nicht am Albrecht Dürer Airport, aber: In der Nacht von Sonntag auf Montag sollen die Piloten Unterstützung von Kollegen aus dem Mutterkonzern bekommen. Damit will die Gewerkschaft den Druck erhöhen.

Discover hatte angekündigt, am Samstag zwei Drittel sämtlicher Flüge anzubieten.

Discover hatte angekündigt, am Samstag zwei Drittel sämtlicher Flüge anzubieten. © Helmut Fricke/dpa

Das kann Auswirkungen auf den Flugverkehr in Nürnberg haben, da die Lufthansa Zubringerflüge von und nach Frankfurt durchführt. Am Sonntag, 18. Februar, war der Inlands-Flug LH 147 um 11.05 Uhr von Nürnberg nach Frankfurt annulliert worden. Die Verbindungen am frühen Nachmittag und am Abend finden aber planmäßig statt.

Am Montag, 19. Februar, ist der LH 147-Flug um 11 Uhr nach Frankfurt ebenfalls gestrichen worden. Alle weiteren Flüge stehen - derzeit - noch im Abflugplan.

Pilotenstreik seit Samstagnacht

Der seit Samstagmitternacht andauernde Pilotenstreik hat bei der Lufthansa-Tochter Discover zu mehreren Flugausfällen geführt. Am Sonntag wurden in Frankfurt und München nach Angaben der Airline 8 von 19 geplanten Abflügen gestrichen. Der Konzern wollte in diesen Fällen entweder Jets anderer Konzerngesellschaften einsetzen oder die betroffenen Passagiere umbuchen. Das Unternehmen hatte vor dem dreitägigen Streik angekündigt, zwei Drittel sämtlicher Flüge anbieten zu wollen. Der Ausstand der Vereinigung Cockpit soll bis einschließlich Montag, 23:59 Uhr, laufen.

Für Montagvormittag hat die Gewerkschaft VC auch Piloten der Muttergesellschaft Lufthansa zu einem Solidaritätsstreik für die Discover-Kollegen aufgerufen. Bestreikt werden über einen Zeitraum von vier Stunden nur Flugzeuge vom Typ Boeing 787. Das Langstrecken-Flugzeug ist auch unter der Bezeichnung "Dreamliner" bekannt. In dem geplanten Streikzeitraum sind nach Angaben der Airline vier Abflüge potenziell betroffen. Hier sei man aber zuversichtlich, dass diese Abflüge wie geplant erfolgen. Andere Flugzeugtypen sind nicht betroffen.

Lufthansa-Organisationschef Karl Brandes reagierte mit Unverständnis auf den Streikaufruf zu einem "betriebsfremden Solidaritätsstreik". In einem Schreiben an die Piloten wies er darauf hin, dass Lufthansa mit der VC einen langfristigen Tarifvertrag abgeschlossen hat. "Auch mit dem Ziel, dass wir bei Lufthansa Airlines einen längerfristigen Tariffrieden ohne Streiks haben, um in den nächsten Jahren unser geplantes Wachstum gemeinsam mit Ihnen umzusetzen." Der VC-Aufruf sei "mehr als befremdlich".

Die mit 24 Airbus-Jets und rund 420 Piloten vergleichsweise kleine Ferienfluggesellschaft Discover startet ausschließlich von Frankfurt und München und soll vor allem der Condor im touristischen Geschäft Konkurrenz machen.

Gewerkschaft will den Arbeitskampf weiterführen

Die VC will einen ersten Tarifvertrag bei der im Sommer 2021 gegründeten Airline erzwingen. Die Piloten haben seit Dezember bereits einen fünfstündigen Warnstreik und zwei reguläre Streiks veranstaltet. Innerhalb der Lufthansa-Gruppe hat die VC für die deutschen Gesellschaften eine gemeinsame Tarifkommission begründet.

Discover zahlt nach eigenen Angaben bereits höhere Pilotengehälter, die sie aber mit dem Betriebsrat und nicht mit der Gewerkschaft vereinbart hat. Die neuen Gehälter entsprechen exakt der Forderungslage der VC, wie beide Seiten bestätigt haben.

Die Gewerkschaft will den Arbeitskampf weiterführen, obwohl ihre materiellen Forderungen damit zunächst weitgehend umgesetzt scheinen. Eine Betriebsvereinbarung erreiche nicht die Rechtsqualität und Sicherheit eines Tarifvertrags mit der Gewerkschaft, hatte die VC kritisiert. Zudem habe die Gesellschaft als Vorbedingung eine sogenannte Sozialpartnerschafts-Charta verlangt, die grundlegende Rechte der Gewerkschaft einschränke.

Solidaritäts- oder auch Unterstützungsstreiks sind nach dem deutschen Arbeitsrecht grundsätzlich zulässig, solange sie verhältnismäßig bleiben und geeignet erscheinen, den Hauptarbeitskampf zu unterstützen.

Erneuter Streik des Boden-Personals ab Dienstag

Während die Discover-Piloten am Dienstag wieder ihre Arbeit wie gewohnt aufnehmen, ruft Verdi erneut die Lufthansa-Bodenbeschäftigten zum Ausstand auf. Dieser soll am Dienstag, 20. Februar, um 4 Uhr beginnen und am Mittwoch um 7 Uhr enden. Betroffen sind die Flughäfen in Frankfurt, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln-Bonn und Stuttgart.

Da alle Bodenbeschäftigten von der Wartung bis zur Passagier- und Flugzeugabfertigung zum Warnstreik aufgerufen werden, wird es voraussichtlich zu größeren Flugausfällen und Verzögerungen kommen, heißt es in einer Pressemeldung von Verdi.

Wie viele Flüge betroffen sind und inwieweit sich der Streikaufruf auf den Verkehr am Albrecht Dürer Airport auswirken wird, ist derzeit noch offen.

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