Eigene Hymne für die Marktgemeinde

50 Jahre Gebietsreform: Darum war die Gründung Eckentals keine leichte Geburt

Scott Johnston

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23.4.2022, 18:23 Uhr
Fritz Fink neben dem Denkmal für den Reichsministeralen Otnand, dem Gründer von Eschenau: Vergeblich kämpfte der Heimatforscher mit seiner Bürgerinitiative darum, dass der Markt den Namen "Eschenau" statt "Eckental" erhält.

© Scott Johnston Fritz Fink neben dem Denkmal für den Reichsministeralen Otnand, dem Gründer von Eschenau: Vergeblich kämpfte der Heimatforscher mit seiner Bürgerinitiative darum, dass der Markt den Namen "Eschenau" statt "Eckental" erhält.

1971 drängte die Bayerische Staatsregierung vehement auf den Zusammenschluss von Gemeinden und Landkreisen, um die Verwaltungen effektiver zu machen und die Finanzkraft zu erhöhen. Wie in vielen Dörfern wurden auch im Erlanger und Forchheimer Oberland die Amtsgeschäfte oft im Wohnzimmer des Bürgermeisters erledigt. In einer immer komplexer werdenden Welt fehlte es zudem häufig an entsprechend ausgebildeten Fachkräften für die anstehenden Aufgaben.

Bereits 1971 wurde Oberschöllenbach nach Eschenau eingemeindet, um nicht zuletzt ein zeitgemäßes Feuerwehrhaus errichten zu können. Die Gemeinden Eckenhaid, Benzendorf-Illhof-Oedhof und Herpersdorf-Mausgesees-Ebach gehörten damals zum Landkreis Lauf und wollten dort auch bleiben. Im Gespräch war auch, dass Eschenau bei einem Zusammenschluss mit Eckenhaid vom damaligen Landkreis Erlangen nach Lauf wechseln würde.

Bei der konstituierenden Sitzung des neuen Marktgemeinderats 1972 wurden die Volksvertreter von Bürgermeister Georg Hänfling (rechts vorne) vereidigt.

Bei der konstituierenden Sitzung des neuen Marktgemeinderats 1972 wurden die Volksvertreter von Bürgermeister Georg Hänfling (rechts vorne) vereidigt. © Markt Eckental

Sowohl die verschiedenen Gemeinderäte als auch die meisten Bürger stuften die Schaffung einer Großgemeinde jedoch als wichtiger ein als die Frage, zu welchem Landkreis sie künftig gehören sollten. Lediglich die Illhofer waren wenig begeistert.

Durch die Schule und die Pfarrei tendierten sie von jeher nach Kirchröttenbach. Auch mit Schnaittach liebäugelten sie, existierte dort in jenen Tagen doch ein gut ausgestattetes Krankenhaus mit einer angesehenen Geburtsabteilung, ein Freibad und ein naher Anschluss an die Autobahn. Unterstützung erhielt Illhof, das heute 71 Einwohner zählt, freilich von keiner anderen Gemeinde. Die Regierung von Mittelfranken lehnte den Antrag ebenfalls ab.

Erfolgreicher waren die Frohnhofer. Sie sollten eigentlich mit den Pettensiedelern, Etlaswindern und Affalterbachern nach Igensdorf eingemeindet werden. 84 Prozent der Bevölkerung votierte jedoch für einen Anschluss nach Forth, was auch die übergeordneten Behördenvertreter überzeugte.

Erst 1981 wurden die Ämter der Verwaltung mit dem Bau des Rathauses, das damals noch zwischen Feldern am Ortsrand von Eschenau lag, an einem Ort vereinigt - hier eine Aufnahme von 1987.

Erst 1981 wurden die Ämter der Verwaltung mit dem Bau des Rathauses, das damals noch zwischen Feldern am Ortsrand von Eschenau lag, an einem Ort vereinigt - hier eine Aufnahme von 1987. © Markt Eckental

Forth, zu dem nun Frohnhof gehörte, einigte sich wiederum mit Eschenau, Eckenhaid, Benzendorf und Herpersdorf, eine Großgemeinde zu bilden. Da war nur ein Problem: Wie sollte diese heißen?

An Ideen mangelte es nicht: Eckenhaide, Marquardsburg, Marquardsstein, Frankental, Frankenau, Schwabachtal, Eckenbach und Eckenberg, was die Regierung favorisierte. Für den 6. April 1972 lud daher das Landratsamt zu einer Versammlung, um eine Entscheidung herbeizuführen.

Adolf Prechtl, Gemeinderat und ein bekannter Musiker, war es, der schließlich Eckental vorschlug. Sein Argument: „Unsere Häuser liegen in einem Tal und nicht auf einem Berg!“

Dies leuchtete ein, denn mit 132:40 fiel die Abstimmung eindeutig aus. Prechtl war es auch, der später mit dem Eckentallied eine Hymne für den Markt komponierte.

Vor allem einem behagte dieser Name freilich nicht: dem Eschenauer Gemeinderat und Heimatforscher Fritz Fink. Bis 1986 kämpfte er mit einer hierzu gegründeten Bürgerinitiative bis vor dem Verwaltungsgericht dafür, dass doch Eschenau, dem bereits vor langer Zeit die Marktrechte verliehen worden waren, der Namensgeber sein solle. Der Erfolg blieb ihm verwehrt, waren doch 1972 alle Gemeinden übereingekommen, einen neuen Namen zu wählen und ihn nicht von einer der bisherigen zu übernehmen.

Die Brander konnten sich mit der Großgemeinde überhaupt nicht anfreunden. Da der Ort relativ wohlhabend war, befürchteten die Bürger, für die Schulden der übrigen Gemeinden aufkommen zu müssen. Bis 1978 konnten sie sich die Eigenständigkeit erhalten, doch der Druck der Staatsregierung wurde immer größer.

Gerade noch „freiwillig"

Ihre letzte Hoffnung ruhte auf dem legendären Kalchreuther Bürgermeister Michael Sulzer, der sich der Verwaltungsgemeinschaft mit Heroldsberg widersetzte. Doch auch Sulzer stellte bei einer eigens einberufenen Versammlung klar: „Bei einer Einwohnerzahl von 1275 habt ihr keine Chance!“ Also entschieden sich die Brander dann noch schnell zur „freiwilligen“ Eingemeindung nach Eckental, da dies finanziell unterstützt wurde.

Auswärtige haben bis heute Schwierigkeiten mit dem Namen „Eckental“, suchen ihn auf fast allen Landkarten vergebens, da dort lediglich die einzelnen Orte vermerkt sind. Auch Postzusteller und Spediteure klapperten vor der Einführung von Navigationsgeräten oft Ortsteil um Ortsteil ab, bis sie endlich die gesuchte Straße fanden.

Anfangs gab es sogar doppelte Straßennamen. Als deswegen einige umbenannt wurden, fluchten wiederum die betroffenen Geschäftsleute, die Briefbögen und Visitenkarten neu drucken durften. Die Gemeinderäte versuchten, die Orientierung dadurch zu erleichtern, dass sie Straßennamen nach inhaltlicher Zusammengehörigkeit vergaben: in Forth berühmte Persönlichkeiten, in Brand Blumen, in Herpersdorf Berufe.

Wo endet Eckental?

Für heiße Diskussionen sorgten auch die Ortsschilder, auf denen groß „Eckental“ über dem Namen des Dorfes geschrieben stand. Gar mancher Autofahrer rieb sich verwundert die Augen, wenn er mehrmals hintereinander Eckental scheinbar verließ, es wieder aufsuchte, es wieder verließ…

Einige Frauen und Männer wollten auch Forth oder Eschenau als Geburtsort in ihrem Pass beibehalten. Das neue Einwohnermeldeamt löste diese Frage elegant und gab der Bundesdruckerei vor: „Geburtsort Forth (bzw. Eschenau), heute Eckental“.

Bis zum Bau des Rathauses 1981 war die Verwaltung auf drei Standorte verteilt: in der ehemaligen Eckenhaider Schule die Kämmerei und die Kasse, in der Alten Kanzlei am Eschenauer Marktplatz das Haupt- und das Bauamt sowie in den Räumen des heutigen Postclubs in Forth das Ordnungsamt. Dass die Bildung der Großgemeinde sinnvoll war, hatte auch Fritz Fink stets betont: „Nur der Name hat mich gestört.“

Positive Folgen

Viele Projekte der Folgejahre hätten die kleinen Gemeinden kaum stemmen können. Die umfangreiche Verbesserung der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung, die Erneuerung der Straßen, zentrale Einrichtungen wie die Mittelschule mit der Dreifachturnhalle, die Mehrzweckhalle, ein großes Jugendbüro mit mehreren dezentralen Standorten, der Hauptsitz der Volkshochschule, die zusammen mit Heroldsberg und Kalchreuth betrieben wird, oder die Bücherei sind hierfür nur einige Beispiele.

Die Größe der Gemeinde wirkte sich auch positiv auf die Ansiedlung des Gymnasiums, der Diakonie und eines modernen Seniorenheimes aus. Das kulturelle, sportliche und gesellschaftliche Leben ist gleichfalls erheblich vielfältiger geworden. 116 Vereine existieren derzeit in Eckental.

Berichte von Zeitzeugen

Ilse Dölle, als Bürgermeisterin die Nachfolgerin von Georg Hänfling, Hans Holndonner und Wilfried Glässer, bestätigt dies: „Es handelt sich um eine Wechselwirkung. Eine finanzstarke Gemeinde kann die Infrastruktur, das Bildungs-, Sport- und Kulturangebot fortlaufend optimieren. Das macht sie attraktiv für neue Bürger und Betriebe, die wiederum die Steuerkraft erhöhen.“

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