Tarifstreit

Keine Post im Briefkasten: Diese Auswirkungen hat der Verdi-Streik auf die Region

Julia Ruhnau

Fürther Nachrichten

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20.1.2023, 15:06 Uhr
In der Fürther Hauptpost ist von dem Streik nichts zu merken - Zusteller und Mitarbeiter in Verteilzentren legten allerdings fast geschlossen ihre Arbeit nieder.

© Hans-Joachim Winckler In der Fürther Hauptpost ist von dem Streik nichts zu merken - Zusteller und Mitarbeiter in Verteilzentren legten allerdings fast geschlossen ihre Arbeit nieder.

In der Metropolregion müssen sich die Menschen darauf einstellen, auch am Wochenende keine Post zu bekommen. Am Donnerstag ging die zweite Tarifrunde ergebnislos zu Ende, die Gewerkschaft Verdi und die Deutsche Post wurden sich in ihren Verhandlungen nicht einig. Verdi fordert mehr Lohn für seine Mitglieder, die bei der Post als Zusteller oder Mitarbeiter in Verteilzentren angestellt sind. Der Logistik-Riese lehnt das ab - trotz Milliardengewinnen.

Pakete und Briefe blieben unbearbeitet liegen

Für viele Menschen hat dieser Streit Auswirkungen, und zwar auch in Franken. Noch am Donnerstagabend wurden in Verteilzentren in der Region keine Pakete mehr sortiert, Briefe sammelten sich über Nacht unbearbeitet in Boxen. Die Nachtschicht hat fast geschlossen ihre Arbeit niedergelegt, sagt Thomas Hampel, Verdi-Gewerkschaftssekretär für Mittelfranken. Nur vereinzelte Beamte, Leiharbeiter oder Mitarbeiterinnen in Probezeit arbeiteten weiter.

Am Freitag ging es dann erst richtig los: Die Zusteller wurden zum Streik aufgefordert. Davon betroffen war etwa die DHL-Zustellbasis in der Wittekindstraße, die quasi an der Stadtgrenze zwischen Fürth und Nürnberg liegt. Am Zustellstützpunkt in der Fürther Dr.-Mack-Straße stand laut Hampel ebenfalls der Betrieb weitgehend still - normalerweise bringen Briefträger von hier aus die Post per Fahrrad zu den einzelnen Haushalten. Die "Auswirkungen auf die Brief- und Paketversorgung" in der Region werden Anwohner auch am Wochenende noch zu spüren bekommen. Denn der Zusteller-Streik soll am Samstag fortgesetzt werden.

Millionen Briefe und Pakete betroffen

Die Post spricht wegen der Arbeitsniederlegungen von mehreren Tagen Verzögerung bei der Zustellung. Teilweise werden Sendungen demnach erst in der ersten Hälfte der kommenden Woche ausgeliefert. Die Zahlen dazu sind beeindruckend: Nach aktuellem Stand waren von den Warnstreiks am Freitag bundesweit rund 2,3 Millionen Paketsendungen und ganze 13 Millionen Briefe betroffen, heißt es aus der Pressestelle. Das entspreche etwa einem Drittel beziehungsweise einem Viertel der durchschnittlichen Tagesmenge. Insgesamt folgte mit bisher rund 16.700 Beschäftigten rund ein Drittel der Mitarbeiter bis zum Nachmittag dem Streikaufruf.

Nach dem Wochenende heißt es dann: aufräumen. Die Post-Mitarbeiter müssen nach und nach die liegen gebliebenen Sendungen sortieren und zustellen. Das sei viel Arbeit, sagt Hampel. Auch hierbei kann es zu Verzögerungen kommen.

Die Verhandlungen zwischen Verdi und der Post gehen erst im Februar in die nächste Runde. Die Post lobte den bisher "konstruktiven Austausch", wünscht sich aber ein Angebot, das sich "an einem fairen Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen der Beschäftigten und den ökonomischen Realitäten" orientiert. Gut möglich, dass auf dem Weg dorthin weitere Streiks folgen.

Welche Rechte Kunden haben, die wegen verspätet zugestellter Post etwa Zahlungsfristen nicht einhalten können, lesen Sie in unserem Hintergrundartikel auf NN.de.

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