Neues aus den Museen

Landkreis Roth: Wie Draht gleich vier Museen verbindet und welche Geschichte dahintersteckt

4.4.2024, 10:11 Uhr
Seit 200 Jahren werden in Abenberg Klöppelspitzen mit goldenen Metallfäden hergestellt - die Tradition ist nach wie vor lebendig.

© Klöppelmuseum Abenberg, Norbert Korn Seit 200 Jahren werden in Abenberg Klöppelspitzen mit goldenen Metallfäden hergestellt - die Tradition ist nach wie vor lebendig.

Was verbindet uns? Diese Frage stellten sich die Verantwortlichen der vier Museen. Es ist der Draht, genauer gesagt der leonische Draht, der für die jeweiligen Ausstellungshäuser eine wichtige Rolle spielt.

So entstand eine Museumskooperation, die Besucherinnen und Besuchern im Landkreis Roth auf vielfältige Weise die Geschichte dieses Materials nahebringt. „Die Drahtzieher“ - so nennt sich der Verbund des Quartetts, das seit drei Jahren gemeinsame Sache macht.Alle ziehen miteinander an einem Strang und informieren mit einem gemeinsamen Flyer. Als besonderen Anreiz für das Publikum gibt es einen Museumspass mit Kombiticket, das den Besuch aller vier Museen in Abenberg, Roth und Allersberg ermöglicht.

Jacquard-Bandwebstuhl mit Doppelkopfsteuerung, ca 1920 in Roth;

Jacquard-Bandwebstuhl mit Doppelkopfsteuerung, ca 1920 in Roth; © Fabrikmuseum Roth

Leonischer Draht - ist das Thema wirklich interessant genug, um gleich viermal entdeckt zu werden? Ist es, darin sind sich die „Drahtzieher“ einig – und bekommen Bestätigung dafür von ihren Gästen. Denn: Das Grundprodukt, nämlich feine Kupferdrähte, möge da wie dort dasselbe sein. Doch was sich daraus machen lässt, welche Geschichten und Geschichtchen sich darum spinnen, welchen Einfluss der Draht auf das Leben der Menschen nahm - das ist tatsächlich vielfältig, interessant und sehenswert. An allen vier Orten - die selber unterschiedlicher nicht sein könnten.

Die Leonische Industrie spielte im Landkreis - und da speziell in Roth und Allersberg - über Jahrhunderte hinweg eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts entstand in der Kreisstadt die erste Drahtzieherwerkstatt. Ihren Höhepunkt erlebte die Leonische Industrie in und um Roth im 19. Jahrhundert. Ganze Familien bestritten durch die Verarbeitung der gezogenen Kupferdrähte („Leonische Waren“) ihren Lebensunterhalt. Leonischer Draht wurde zu feinsten Gold- und Silberfäden veredelt. Prächtige Stickereien, gewebte und geklöppelte Bänder, Borten und Spitzen verzierten kostbare Gewänder.

Echtes Gold und Silber konnten sich nur der Adel und der Klerus leisten. Das änderte sich, als sich im 19. Jahrhundert ein preiswerteres Material verbreitete, das genauso glänzte wie Gold und Silber: leonischer Draht.
Nun wurde auch für bürgerliche Kreise der Glanz edlen Metalls erschwinglich und die sogenannten „Leonischen Waren“ fanden enormen Absatz.

„Vom Drahtzug bis zum Christbaumschmuck“: GilardiAusstellung Allersberg.

„Vom Drahtzug bis zum Christbaumschmuck“: GilardiAusstellung Allersberg. © Markt Allersberg

Einer der erfolgreichsten leonischen Drahtfabrikanten war Wilhelm von Stieber. Die Industriellenfamilie Stieber erwarb das Schloss Ratibor in Roth und baute es zu einem repräsentativen Wohnsitz aus, seit 1953 befindet sich hier das Museum Schloss Ratibor.

Im Fabrikmuseum Roth wird die Herstellung des leonischen Drahtes und der daraus gemachten Bänder und Borten an historischen Maschinen live präsentiert. Die GilardiAusstellung Allersberg zeigt glanzvolle und glitzernde Weihnachtsdekoration sowie mit Goldplätt und Pailletten dekorierte Kleidungsstücke. Im Klöppelmuseum Abenberg können die Gäste das kunstvolle Handwerk des Spitzenklöppelns mit Gold- und Silberfäden und die einzigartige Mustervielfalt der Metallspitzen aus leonischem Material erleben.

Einladung zum Drahtziehertag

Bereits zum dritten Mal laden die Drahtzieher am 7. April 2024 von 10 bis 17 Uhr zu einem Erlebnistag rund um den Drahtzug nach Roth ins Schloss Ratibor ein – ohne Eintritt, aber mit Vorführungen, Mitmach-Aktionen für Groß und Klein und allerlei spannenden Informationen zur Geschichte des Drahtzuges. Als besondere Highlights wird an einer Häkelgalon-Maschine die Produktion von Borten vorgeführt, Klöpplerinnen zeigen das Herstellen von Spitze und eine Eiszapfenmaschine zur Produktion von Christbaumschmuck wird vor Ort sein.

Das Museum Schloss Ratibor lädt mit kostenfreiem Eintritt und Führungen ein, sich auf die Spuren der Drahtziehergeschichte in den früheren Wohn- und Repräsentationsräumen der Industriellenfamilie von Stieber zu begeben. Mehr Infos gibt es unter
www.landratsamt-roth.de/drahtzieher

https://kloeppelmuseum-abenberg.de

https://allersberg.de/museum

https://fabrikmuseum-roth.de

https://schloss-ratibor.de

Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.

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