Neues aus den Museen

Museum Lothar Fischer Neumarkt: Höllenstürze, Hahnenkämpfe und nette Abende mit Hans Platschek

15.4.2024, 07:54 Uhr
Über die moderne Kunst, 1980.

© Thomas Dashuber Über die moderne Kunst, 1980.

Die retrospektiv angelegte Ausstellung zeigt das vielschichtige Werk des Malers und scharfzüngigen Kunstkritikers Hans Platschek. 1923 in Berlin geboren, in der Zeit der Weimarer Republik und des NS-Regimes aufgewachsen, flieht er mit seiner Familie 1939 ins Exil nach Uruguay. Viele seiner Angehörigen werden im Holocaust ermordet. Trotzdem kehrt Platschek 1953 nach Europa zurück, wo er nach Stationen in München, Rom und London im Jahr 2000 in Hamburg stirbt.

Impression von der Ausstellungseröffnung.

Impression von der Ausstellungseröffnung. © Anestis Aslanidis, NN

Bekannt geworden ist der Maler-Autor Mitte der 1950er Jahre in München mit gestisch-abstrakten Arbeiten und gleichzeitiger Kritik an der inflationären Ausbreitung gegenstandsloser Malerei. Ende 1957 zeigt er – international bereits sehr gut vernetzt – eine Ausstellung in der neu gegründeten Galerie van de Loo in München. Dort lernt er die Mitglieder der Gruppe SPUR kennen. 1963 zieht er mit der Schriftstellerin und späteren Ehefrau Gisela Elsner, die aus Nürnberg stammt, zunächst nach Rom, 1964 dann weiter nach London. Dort entwickelt er parallel zu ihren Texten einen „satirischen Realismus“ in der Malerei, der auch die Zeit nach seinem Umzug nach Hamburg 1970 prägt, wie das Gemälde Ein netter Abend zeigt.

Blick in die Ausstellung.

Blick in die Ausstellung. © Anestis Aslanidis, NN

Weiterhin schaltet sich Platschek mit Publikationen, Zeitungskritiken und Radiobeiträgen unmissverständlich in die Diskurse um Kunst, Markt und Medien ein. Das malerische Werk entwickelt er in verschiedenen Serien weiter. Diese umfassen Stillleben und ausdrucksstarke Portraits von befreundeten Künstlern, Schriftstellern, Sammlern und nicht zuletzt von sich selbst. Mitte der 1990er Jahre entstehen Arbeiten wie Selbstbildnis im Hafen von Montevideo oder Hahnenkampf 1, die seine zeitweise Rückkehr nach Uruguay thematisieren und gleichzeitig einen Bogen zu seinem 1960 in München entstandenen Werk schlagen.

Im Museum Lothar Fischer wird Platscheks Schaffen im Kontext von Arbeiten früher Malerfreunde wie Asger Jorn, Henri Michaux, Emil Schumacher, KRH Sonderborg und den Mitgliedern der Gruppe SPUR (Lothar Fischer, Heimrad Prem, Helmut Sturm, HP Zimmer) gezeigt. Zudem gibt es hier erstmals einen Platschek und Elsner gewidmeten Raum, der das Zusammenwirken des Paars dokumentiert.

Im Anschluss wird die Werkschau in leicht veränderter Form vom 23. Juni bis 13. Oktober 2024 im Ernst Barlach Haus in Hamburg zu sehen sein.

Die Retrospektive ist eine Kooperation mit der Kunsthalle Schweinfurt, der Stiftung van de Loo in München, der Hans Platschek Stiftung in Hamburg, und der Internationalen Gisela Elsner Gesellschaft e.V. mit Sitz im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg.

https://museum-lothar-fischer.de

Platscheks Hahnenkampf 1, 1995.

Platscheks Hahnenkampf 1, 1995. © Thomas Dashuber

Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.

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