Volkskrankheit

Lesertelefon zur Demenz! So antworteten unsere Experten

17.11.2021, 16:42 Uhr
Demenzpatienten können oft alltägliche Aufgaben nicht mehr ausführen.

© Lena Kagerer / Landratsamt. Demenzpatienten können oft alltägliche Aufgaben nicht mehr ausführen.

Was sind die ersten Anzeichen für eine Demenz? Wann sollte man zum Arzt gehen?
Erste Anzeichen können Vergesslichkeit, häufiges Verlegen von Gegenständen, Orientierungsstörungen oder Wortfindungsstörungen sein, insbesondere wenn sie über Monate zunehmen. Oftmals hat auch das Umfeld ein Gespür, dass sich die Hirnleistung des Betroffenen verändert. Die wichtigste Empfehlung ist in diesem Fall, einen Arzt seines Vertrauens aufzusuchen. Eine gewisse Vergesslichkeit kann altersbedingt normal sein. Außerdem gibt es noch viele andere Ursachen für die genannten Symptome, die von einem Arzt näher untersucht werden sollten. Egal, was die Ursache ist – je früher man die Möglichkeit einer Behandlung prüft, desto besser ist es in der Regel.

An wen kann man sich wenden, wenn Verdacht auf Demenz besteht?
Die erste Anlaufstelle ist meist der Hausarzt, die weitere Diagnostik findet dann bei einem Facharzt für Neurologie statt.

Welche Formen von Demenz treten am häufigsten auf?
Am häufigsten sind Alzheimer-Demenzen sowie gefäßbedingte Demenzen zu beobachten. Bei Alzheimer kommt es zu Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn, während bei gefäßbedingten Demenzen eine Minderdurchblutung des Gehirns vorliegt.

Wie werden demenzielle Erkrankungen behandelt?
Medikamentös. Die Medikamente können das Fortschreiten der Erkrankung verzögern, eine Heilung ist derzeit leider noch nicht möglich. Es gibt neue Therapieansätze am Horizont, die jedoch noch nicht in der Klinik etabliert sind. Auch nicht-medikamentöse Therapien spielen eine Rolle, wenn es darum geht, bestehende Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erhalten oder das Befinden des Betroffenen zu verbessern, zum Beispiel Ergotherapie, Musiktherapie oder auch Verhaltenstherapie.

Wie kann man einer Demenz vorbeugen?
Wichtig sind körperliche und geistige Aktivität. Sollten Gefäßrisikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin oder eine Zuckerkrankheit vorliegen, ist es wichtig, diese zu behandeln. Zudem sollte auf das Rauchen verzichtet werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein gesunder und aktiver Lebensstil dabei helfen kann, das Risiko einer Demenz zu senken.

Kann eine Depression mit einer Demenz verwechselt werden?
Eine Depression kann im Rahmen einer Demenz auftreten. Sie kann aber auch ähnliche Symptome wie eine Demenz mit sich bringen, ohne dass eine Demenz vorliegt, zum Beispiel Konzentrationsstörungen, Abrufstörungen von Gedächtnisinhalten oder Stimmungsschwankungen. Grundsätzlich ist eine Depression einfacher zu behandeln. Auch hier kann man sich zunächst an den Hausarzt wenden, der dann an einen Facharzt weiterverweist.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Schlaganfällen und Demenzerkrankungen?
Nach einem Schlaganfall kann eine Demenz auftreten. Es handelt sich dabei um eine vaskuläre Demenz, das heißt, es liegt eine Durchblutungsstörung im Gehirn zugrunde. Sie entwickelt sich in diesem Fall nicht langsam und fortschreitend, sondern ist unmittelbar nach dem Schlaganfall zu beobachten.

Welche Rolle spielen erbliche Faktoren bei Demenzerkrankungen?
Generell ist das Risiko, eine Demenz zu vererben, sehr gering. Genetische Faktoren spielen nach heutigem Wissensstand in ein bis zwei Prozent der Fälle eine Rolle.

Wie beeinflussen Demenzerkrankungen die Lebenserwartung?
Bei Demenzerkrankungen handelt es sich nicht selten um lebensverkürzende Erkrankungen. Jedoch führt nicht die Demenz selbst zum Tod, sondern Folgen und Begleiterscheinungen wie Komplikationen einer längeren Bettlägerigkeit, Infektionen (besonders Lungenentzündungen) oder Schluckstörungen mit Problemen bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme.

Warum ist eine sorgfältige Diagnostik so wichtig?
Weil auch seltene Formen von Demenz auftreten können, die individuell behandelt werden müssen.

Wo finden Angehörige Unterstützung?
In jeder Stadt gibt es spezielle Anlaufstellen für Angehörige von Menschen mit Demenz. Menschen, die nicht mit der Recherche im Internet vertraut sind, können sich mit Fachstellen für pflegende Angehörige, mit ihrer Krankenkasse oder auch mit den Seniorenbüros der jeweiligen Stadtverwaltung in Verbindung setzen. Auch der behandelnde Arzt kann Hinweise dazu geben.

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