50 Jahre VW Golf

Happy Birthday: Der Golf feiert 50. Geburtstag!

Ulla Ellmer

Auto & Mobilität

E-Mail zur Autorenseite

29.3.2024, 21:00 Uhr
Seit 1974 sind mittlerweile schon acht Generationen Golf gebaut worden.

© Volkswagen Seit 1974 sind mittlerweile schon acht Generationen Golf gebaut worden.

Dass dieser Erfolg jemals übertroffen werden könnte, schien unvorstellbar: Mit mehr als 21,5 Millionen verkauften Einheiten war der Käfer zum meistverkauften Auto der Welt und gleichzeitig einer Legende geworden. Weltweit schätzte und liebte man das motorisierte Krabbeltier, selbst in den USA, wo der Käfer den übersetzten Namen „Beetle“ (oder „Bug“) trug. Der nicht minder kultverdächtige Werbeslogan „er läuft und läuft und läuft“ nahm somit nicht nur Bezug auf die Zuverlässigkeit des charmanten Wolfsburgers, sondern auch auf dessen jahrzehntelange Lebensdauer.

Doch Anfang der 1970er Jahre zeichnete sich ab, dass Volkswagen vor Problemen stand. Der Käfer war letztlich ein Kind der Vorkriegsjahre. Die ersten Exemplare datierten aus dem Jahr 1938, das Grundkonzept – luftgekühlter Boxermotor, Heckantrieb – war seither das gleiche geblieben. Der Kofferraum befand sich vorn, der Tank auch, beides bedeutete im Falle eines Unfalls ein Risiko, denn von einer Knautschzone konnte keine Rede sein, dafür aber umso mehr von erhöhter Brand- beziehungsweise Explosionsgefahr. Kurz: Das Käfer-Konzept hatte sich überholt, und mit den Verkaufszahlen ging es bergab.

VW Golf I: Als er an den Start fuhr, ahnte kaum jemand den großen Erfolg voraus.

VW Golf I: Als er an den Start fuhr, ahnte kaum jemand den großen Erfolg voraus. © Volkswagen

Ein Nachfolger des Käfers musste also her, und aus existenziellen Gründen tunlichst ein schlagkräftiger. In Wolfsburg, eigentlich ein Hort des eher konservativen Automobilbaus, entschloss man sich zu einem mutigen Schritt: Der Käfer-Erbe würde alles anders machen als sein Vorgänger: Keine rundlichen Formen mehr, sondern kantige, gezeichnet vom italienischen Meister Giorgio Giugiaro, der sich für den Golf ein Konzept mit Schrägheck und Heckklappe ausdachte. Als technische Grundzutaten gab es einen wassergekühlten Frontmotor sowie Antrieb auf die Vorderräder.

"Rückwärtsrangieren problemlos"

„Der Golf bietet ein Maximum an Nutzraum und Sicherheit“, warb Volkswagen 1974. „Er ist kompromisslos auf die Praxis ausgerichtet. Die tiefe Gürtellinie macht ihn übersichtlich, die abfallende Fronthaube gibt den Blick auf die Fahrbahn bis kurz vor den Wagen frei. Das tief heruntergezogene Heckfenster macht Rückwärtsrangieren problemlos“.

Der Golf war übrigens nicht der erste Volkswagen mit dem neuen Antriebskonzept. Vorgemacht hatten es kurz zuvor bereits der vom Audi 80 abgeleitete Passat und der Scirocco. Nun hielt die fortschrittliche Technik nun aber auch in die potenziell volumenstärkste Baureihe Einzug.

Die Ölkrise im Hintergrund

Nach dem Produktionsbeginn am 29. März 1974 begann das bange Warten. Würde es der Golf schaffen, sich durchzusetzen? War er in der Lage, an den Erfolg des Käfers anzuknüpfen – wenigstens annähernd? Die Rahmenbedingungen für den Start eines neuen Autos waren aktuell schließlich nicht die besten, eben erst hatte Deutschland die erste Ölkrise hinter sich gebracht.

Doch schon bald konnte man in Wolfsburg durchatmen: Noch im Debütjahr 1974 eroberte der Golf den Spitzenplatz in den deutschen Zulassungscharts, und das ging so weiter, auch 2023 hat er ihn noch behauptet. Bereits im Oktober 1976 feierte man die Herstellung des einmillionsten Golf. Im Juni 2025 wurde der Produktionsrekord des Vorgängers Käfer eingestellt. Und bis heute sind 37 Millionen Golf-Exemplare von den Bändern in Deutschland, Belgien, Brasilien, China, Malaysia, Mexiko, der Slowakei und Südafrika gelaufen - rein rechnerisch haben sich damit in den letzten 50 Jahren täglich über 2000 Kunden einen Golf zugelegt.

Der Golf I im Werden: Produktionsstart 1974 in Wolfsburg.

Der Golf I im Werden: Produktionsstart 1974 in Wolfsburg. © Volkswagen

Der Golf ist nicht nur zu einem der meistgebauten Autos der Welt geworden, sondern auch zum Namensgeber einer ganzen Fahrzeugkategorie (Golf-Klasse) und überhaupt zum klassenlosen Auto schlechthin. Ein Golf, vielleicht in schlichtem Schwarz, kleidet die Topmanagerin ebenso gut wie den Bäckermeister von nebenan. Auch als zeitlos hat sich der kompakte Bestseller erwiesen: Den Designchefs von Giorgio Giugiaro (Golf I) bis Klaus Bischoff (Golf VIII) ist es gelungen, den Golf von Modellwechsel zu Modellwechsel nur unmerklich zu modifizieren – und ihn über Jahrzehnte hinweg doch ganz entscheidend zu verändern und modern zu erhalten.

Von Country-Golf bis Pick-up

Im Laufe seiner Geschichte hat der Golf allerlei Derivate und Varianten bekommen. Den stilprägenden Sportler GTI (1976) und dessen Turbodiesel-Pendant GTD (1982) beispielsweise, außerdem die Stufenheckvariante Jetta (1979), den Pick-up Caddy (1979) und den Kastenwagen gleichen Namens (1995), ferner den allradgetriebenen Golf Country (1990) als Urvater aller Kompakt-SUVs, den Kombi "Variant" (1993) oder das Hochdach-Modell Golf Plus (2005).

Und jetzt, wo alle Welt elektrisch fahren soll: Ist es damit vorbei mit dem Golf? Nein. Während der eigentlich als Nachfolger vorgesehene vollelektrische ID.3 schwächelt, geht es dem Golf gut. Eben erst hat er ein umfangreiches Update erhalten. Und sein Name ist zu kostbar, als dass ihn VW aufgeben wird. Und so hat Markenchef Thomas Schäfer bereits bestätigt, dass beide Baureihen mittelfristig zu einer einzigen (elektrischen) verschmelzen werden, die dann wieder Golf heißt. Die Erfolgsgeschichte geht also weiter.

Keine Kommentare