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Umstieg vom Verbrenner: Und jetzt ein Elektroauto?

Ulla Ellmer

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2.4.2022, 14:44 Uhr
Umstieg vom Verbrenner: Und jetzt ein Elektroauto?

© Porsche

Die Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) meldet für diesen Februar Zahlen, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit kaum jemand für möglich gehalten hätte: Rein elektrisch angetriebene Pkw haben demnach bereits einen Anteil von 14,1 Prozent an den bundesweiten Neuzulassungen erreicht. Bei den Preisen für Benzin und Diesel wiederum spricht der ADAC rückblickend auf März von einem „historischen Allzeithoch“. Viele Autofahrer und Autofahrerinnen dürften da jetzt erst recht über den Umstieg vom Verbrenner auf ein E-Auto nachdenken. Was es hinsichtlich der Kosten zu beachten gilt:

Anschaffung

Mindestens bis Ende 2022 können sich E-Auto-Käufer auf den sogenannten Umweltbonus verlassen, dann soll das Fördersystem reformiert werden. Bei einem Nettolistenpreis bis 40.000 Euro beträgt die Subvention 9000 Euro, bis 65.000 Euro gibt es 7500 Euro. Dadurch nähern sich die höheren Anschaffungspreise der Stromer denen von Verbrennern an. Weitere Rabatte lassen sich derzeit sowohl für die eine als auch für die andere Spezies nur schwer aushandeln, der problematischen Liefersituation wegen. Sie führt dazu, dass man gerade auf ein neues E-Auto womöglich lange warten muss. Manche Hersteller wie Skoda, Renault oder Kia haben sogar Bestell-Stopps verhängt; aktuell meldet Seats sportliche Tochter Cupra, die Produktion des Cupra Born vorerst auszusetzen.

Der höchste Kostenfaktor beim E-Auto ist mit rund einem Drittel die Batterie. Hier könnte sich aufgrund einer zunehmend angegangenen Massenproduktion die Situation entspannen, doch die Kosten-Kurve bei den benötigten Rohstoffen zeigt nach oben. Beispiel Nickel: Russland ist ein wichtiger Lieferant des Metalls, des Ukraine-Kriegs wegen rechne er mit steigenden Preisen, sagte Branchenanalyst Pedro Pacheco vom IT-Marktforscher Gartner der Deutschen Presse-Agentur.

Kraftstoff und Strom

Die Preise an den Tankstellen sind wieder etwas gesunken, aber immer noch hoch. Zwar will die Bundesregierung die Steuern um 30 (Benzin) beziehungsweise 14 Cent (Diesel) pro Liter reduzieren, das aber nur für drei Monate. Von einem Abwärtstrend bei den Kraftstoffkosten kann eher nicht ausgegangen werden, Unwägbarkeiten wie ein Ölembargo gegenüber Russland spielen hier ebenso eine Rolle wie die perspektivisch höheren CO2-Abgaben. Andererseits machen steigende Energiekosten an der Tankstelle nicht halt, sondern betreffen – selbst wenn die EEG-Umlage bald Vergangenheit ist - auch Strom.

Für die Frage, wie viel eine Akkuladung kostet, ist das „Wo“ entscheidend. Wer Glück hat, lädt kostenfrei am Arbeitsplatz oder Supermarkt beziehungsweise nutzt die heimische Photovoltaikanlage. Anfang 2022 betrug der durchschnittliche Preis für Hausstrom 34,6 Cent/kWh. Was öffentliche Ladestationen betrifft, hat die N-Ergie zum 1. April die Preise an den rund 850 Ladesäulen des Ladeverbunds+ „angepasst“ – die Kilowattstunde kostet nunmehr 42 Cent, wer Kunde oder Kundin beim Stromversorger ist, zahlt 36 Cent, Adhoc-Laden ohne Registrierung kommt auf 46 Cent. Schnellladen beim Ladeverbund Ionity wird mit 79 Cent/kWh veranschlagt. Viele Autohersteller bieten ihren Elektro-Kunden allerdings vergünstigte Tarifpakete an.

Rechenbeispiel: Ein VW ID.3 (150 kW/204 PS) verbraucht nach Norm 14,5 kWh/100 km, beim angenommenen Hausstromtarif von 34,6 Cent käme man auf etwa fünf Euro. Für einen Golf 2.0 TSI (140 kW/190 PS, 5,8 l/100 km) wären - würde man 1,90 Euro für den Liter Super E10 zugrundelegen - ca. elf Euro für 100 Kilometer Strecke zu bezahlen.

Steuern

Elektroautos sind zehn Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit. Bei der privaten Nutzung von Dienstwagen müssen nur 0,25 statt einem Prozent als geldwerter Vorteil versteuert werden. Überhaupt nicht als geldwerter Vorteil wird das kostenfreie Laden am Arbeitsplatz gewertet.

Versicherung

Manche Assekuranzen bieten E-Kunden günstigere Spezialtarife an – zum einen, weil sie einen Fuß in die Tür des neuen Markts bekommen wollen, zum andern aber auch, weil für Elektroautos verhältnismäßig wenig Schäden gemeldet werden, erstens, weil sie zumeist noch fabrikneu sind und zweitens, weil sie ein umfangreiches Arsenal an sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen besitzen. Zudem scheinen die Elektro-Fahrer und -Fahrerinnen einen eher defensiven Fahrstil bei (Stichwort Reichweite) verhältnismäßig niedrigem Tempo zu pflegen. Eine Tarifanalyse des Vergleichsportals Verivox hat ergeben, dass die Kfz-Versicherung für E-Autos bis zu 34 Prozent weniger kostet als die von Verbrennern.

Beachten sollte man beim Vertragsabschluss, dass der Akku als Fahrzeugteil eingeschlossen ist, gleiches gilt für Abschleppen (beim E-Auto nicht unkompliziert), Schäden durch Kurzschlüsse und Fahrzeugbrände, denn das Löschen eines Elektrofahrzeugs erfordert besonderen Aufwand und kann teuer werden.

THG

THG steht für Treibhausgas-Minderungsquote. Durch den Verkauf ihrer Emissionsrechte über Vermittlungsportale können E-Auto-Besitzer mehrere hundert Euro pro Jahr erlösen. Nähere Informationen finden Sie hier.

Reparaturen

Für Schlagzeilen hat im vergangenen September eine Studie der Allianz-Versicherung gesorgt, wonach Unfallreparaturen von E-Autos im Schnitt zehn Prozent teurer als die eines Verbrenners sind – bestimmte Vorgaben der Hersteller verlangen beispielsweise, dass nach einer Airbag-Auslösung der Akku ausgetauscht werden muss. Grundlage waren allerdings Daten aus den Jahren 2018 bis 2020, als nur wenige Werkstätten mit den zudem noch raren Stromern umgehen konnten und die Stundensätze für solche Spezialaufträge entsprechend hoch waren. Das aber ändert sich gerade. Gleichzeitig war davon die Rede, dass bis zu 7000 Euro fällig würden, wenn ein Marder das Hochvolt-Kabel angeknabbert habe. Hilfreich zu wissen ist freilich, dass viele Hersteller das empfindliche Teil mit einer Schutzummantelung versehen, was die Reparaturkosten gleich um 97 Prozent senkt.

Wartung und Verschleiß

Hier punktet das E-Auto, denn ihm gehen typische Verschleißteile wie Getriebe, Auspuffanlage oder Zündkerzen ab. Auch ein Ölwechsel ist nicht erforderlich, und Rekuperieren (Energierückgewinnung beim Verzögern) schont die Bremsen.

Laden

E-Auto-Besitzer kommen um eine Heimladestation (Wallbox) kaum herum. Was die Kosten betrifft, ist die Wohnsituation zu betrachten, gut 1000 Euro sollten inklusive Installation aber einkalkuliert werden. Der Fördertopf der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ist inzwischen leer.

Restwert

Hier ist die Lage schwer einzuschätzen. Bislang waren gebrauchte Elektroautos schon deshalb wenig attraktiv, weil die neueren Modelle bei der Reichweite deutlich zugelegt haben. Inzwischen dürfte aber ein gewisser Status Quo erreicht sein. Elektro-Käufer können ihr Risiko minimieren, indem sie beispielsweise ein Auto-Abo abschließen und sich somit vom Problem des Weiterverkaufs befreien. Andererseits gehen Fachleute davon aus, dass der Wiederverkaufswert von Verbrennern künftig stark nachgeben könnte.

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