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Almbetrieb mit Laib und Seele: Käsekunst und mehr in der familienfreundlichen Wildschönau

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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19.3.2024, 07:55 Uhr
Käser Johann Schönauer in seinem "Reich": Das Wenden der bis zu 40 Kilogramm schweren Laibe zählt zu seinen Aufgaben. Der Profi erkennt dabei auch den Reifegrad.

© Michael Husarek, NN Käser Johann Schönauer in seinem "Reich": Das Wenden der bis zu 40 Kilogramm schweren Laibe zählt zu seinen Aufgaben. Der Profi erkennt dabei auch den Reifegrad.

Ich habe gar nicht gewusst, dass es Käse gibt", erzählt Johann Schönauer und schmunzelt. Gärtner oder Tischler hätte er werden wollen, sein Vater schickte ihn in eine Molkerei zur Ausbildung. Keine schlechte Idee, denn seit einem Vierteljahrhundert sorgen die Käse des 62-Jährigen nun schon für Furore. Und Johann Schönauer ist zu einem der besten Werbebotschafter der Wildschönau geworden.

Denn die Schönangeralm, der Arbeitsort des Käsers, liegt am Ende des Hochtals zwischen den Kitzbüheler und den Zillertaler Alpen auf 1170 Metern Höhe. 135 Milchkühe liefern den begehrten Rohstoff für die zwölf Käsesorten, die der charismatische Käser Johann und sein designierter Nachfolger, Felix Aschauer, während der Almsaison produzieren.

Willkommene Ruhebank: Wer in der Wildschönau wandern will, kann zwischen familientauglichen Kurztouren bis zu anspruchsvollen Bergpfaden auswählen.

Willkommene Ruhebank: Wer in der Wildschönau wandern will, kann zwischen familientauglichen Kurztouren bis zu anspruchsvollen Bergpfaden auswählen. © Michael Husarek, NN

Mit viel "Liebe zum Käse", wie Schönauer betont. Er erkennt beim Wenden der 35 Kilo schweren Laibe, ob der Käse schon reif für den Verkauf ist. "Wenn ich schlecht drauf bin, lass ich die Finger vom Käse herstellen", schiebt er hinterher. Schlecht drauf ist allerdings kaum jemand auf der Schönangeralm, dafür sorgt schon das Panorama. Auch für Familien bietet sich die Alm als Ausgangspunkt für Wanderungen an.

Abseits der Besucherströme

Über den Kastensteig geht es bis zum inmitten des Bergwaldes gelegenen Wasserfall. Knapp zwei Stunden dauert es bis dorthin, der Rückweg führt über die Gressensteinalm auf Forstwegen zurück ins Tal. Eine von vielen Touren, die abseits der Besucherströme möglich sind.

Ähnlich ruhig wie oben auf dem Berg geht es auch in Thierbach zu, dem höchstgelegen Dorf der Kitzbüheler Alpen. Wer sich mit dem E-Bike von Mühltal auf den Weg nach oben macht, kann erahnen, wie mühsam früher die Anreise in das Dorf gewesen sein muss. Bis auf 1150 Meter Höhe schlängeln sich die Serpentinen hinauf, ehe sich ein ursprünglich gebliebenes Dort auftut. Nicht weit entfernt liegt der Hörbiger-Hof, Herkunftsort der verstorbenen Schauspielerin Christina Hörbiger.

Angenehm turbulent

Wer den Hof erreicht, wird mit einer wunderbaren Aussicht ins Tal belohnt. Unten in Oberau darf es turbulenter sein. Wenn die Kinder im Familienpark Drachental Spaß haben, kann es auch lauter werden. Die Fahrt mit dem Alpine Coaster zählt zu den Höhepunkten des Freizeitparks, auch Eltern kommen bei der langen Abfahrt auf ihre Kosten.

Noch mehr Mut, als ihn die Sommerrodelbahn erfordert, braucht es für die Paraglider, die vom Gipfelplateau der Markjochbahn den Flug ins Tal antreten. Dutzende Wagemutige sind dort bei Sonne anzutreffen und viele Familien sitzen auf den Wiesen, um die Sportler zu beobachten.

Zurück auf der Schönangeralm angekommen, sinniert Käser Johann Schönauer mit seinen Kunden über den Sinn des Lebens: Seit ihn eine Borreliose-Erkrankung plagt, weiß er umso mehr, was zählt: "Alles ist vergänglich. Was bleibt ist die wunderschöne Gegend, die gute Milch, die Kühe hier oben geben."
Und, das verschweigt der Fachmann, ein Käser, der mit viel Gefühl und Respekt vor der Natur an seine Arbeit herangeht.


Weitere Informationen gibt es unter www.wildschoenau.com, oder telefonisch beim Infobüro Oberau +43 5339 8255. Die Anreise in die Wildschönau dauert mit dem Pkw aus dem Großraum Nürnberg circa drei bis dreieinhalb Stunden. Mit dem Zug bis Wörgl und anschließend mit dem Bus geht es in rund vier Stunden bis nach Oberau. Beste Reisezeit: Juni bis Oktober.

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