In luftiger Höhe schmeckt's besonders gut

Nur heimische Produkte: In Grossarl wird das Dinner sogar in der neuen Gondelbahn serviert

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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29.1.2024, 09:02 Uhr
Keine Fata Morgana: Ein festlich gedeckter Tisch wartet beim Gondeldinner in der neuen Kieserlbahn auf die Gäste

© Michael Husarek, NN Keine Fata Morgana: Ein festlich gedeckter Tisch wartet beim Gondeldinner in der neuen Kieserlbahn auf die Gäste

Ungläubige Blicke fallen in die Gondelkabine - die an der Mittelstation wartenden Skifahren trauen ihren Augen nicht: Auf der gut 15 minütigen Fahrt von Grossarl hoch aufs Kieserl wird an einem festlich gedeckten Tisch heimisches Kalbstafelspitz aus dem Tal serviert - und dazu ein Glas Rotwein gereicht. Die festliche Tafel fährt an den Wartenden vorbei.

Tina Neudegger winkt den erstaunten Gesichtern aus der Gondel heraus freundlich zu. Dann schließen sich die Türen der Kabinenbahn und sie schenkt den Ski amadé-Wein Cuvée Rot Reserve vom Weingut Kirnbauer aus dem Burgenland in die Gläser - und erklärt den vier Mitfahrenden das Menü: "Möglichst viele regionale Produkte, das ist unser Ziel", sagt die Hotelchefin des direkt gegenüber der Talstation gelegenen Hotels Nesslerhof.

Tina Neudegger serviert als Vorspeise heimischen Speck und Käse beim Gondeldinner.

Tina Neudegger serviert als Vorspeise heimischen Speck und Käse beim Gondeldinner. © Michael Husarek, NN

Keine Frage: Das Gondeldinner ist eine der kulinarischen Besonderheiten im Grossarltal. Im März dreht dieses ungewöhnliche Restaurant die nächsten Runden, mit an Bord sind dann wieder Einheimische und Touristen. Vor dem Menü kann ausgiebig Skigefahren werden, das Angebot klingt mit dem Dessert auf "Wolke 7", dem neuen Gipfelrestaurant auf gut 1900 Metern Höhe, aus. Dort, auf dem "Kieserl" genannten Hochplateau, ist seit Dezember 2023 eine Skiregion erschlossen, in der die alpine Geschichte Grossarls in den 1930er Jahren ihren Ausgangspunkt hatte. Noch heute zeugen die Fundamente des alten Schlepplifts davon.

Jetzt kann man bis Dorfgastein schaukeln

Nur weil es diese alte, längst stillgelegte Anlage gab, konnte die neue Zehner-Gondelbahn, die für eine direkte Verbindung nach Dorfgastein sorgt und die in die Jahre gekommene Hochbrandbahn ersetzt, genehmigt werden. Insgesamt investiert die Seilbahngesellschaft über 80 Millionen Euro. Damit wird ein Gebiet wieder erschlossen, das vor allem die Tourengeher in den letzten Jahren sehr geschätzt haben. Denn die Hänge, die vom Kieserl hinabführen, genügen auch den Ansprüchen erfahrener Alpinisten.

Die Tourengeher finden im Tal mehr als genug Alternativen, denn in Grossarl und Hüttschlag gibt es Dutzende von Angeboten. Und wenn sie doch weiter über das Arltörl nach oben kommen, kehren sie oben an der Bergstation im neu errichteten Restaurant ein. Zwei Hoteliers aus dem Tal und ein Einzelhändler bieten auf "Wolke 7", so der klingende Name, gehobene Küche an - ebenfalls mit vielen regionalen Zutaten.

Sehr stylisch und gehobene Küche: Auf 1900 Metern Höhe ist das neue Bergrestaurant "Wolke 7" entstanden. Die Skifahrer können nach der Einkehr wahlweise nach Dorfgastein oder Grossarl abfahren.

Sehr stylisch und gehobene Küche: Auf 1900 Metern Höhe ist das neue Bergrestaurant "Wolke 7" entstanden. Die Skifahrer können nach der Einkehr wahlweise nach Dorfgastein oder Grossarl abfahren. © Michael Husarek, NN

Denn längst reicht "nur" Skifahren den Gästen nicht mehr als Angebot für ihre Urlaubstage aus. Im Grossarltal, Teil der riesigen Ski amadé-Welt, setzen Hoteliers, Almbauern, der Seilbahnbetreiber und der Tourismusverband deshalb vor allem auf einheimische Produkte als Markenzeichen. Bei den Urlaubern kommt das sehr gut an.

Schon bei der Anfahrt kommt keiner am "Grossarler Genuss" vorbei. Denn so heißt der große Regionalvermarktungsladen, der entlang der einzigen Zufahrtstraße ins Grossarltal liegt. Ein Stopp lohnt: Weil es im Tal noch 210 Bauernhöfe und 25 Jäger gibt, wird im "Grossarler Genuss" unter anderem Wild- und Rindfleisch zu diversen Wurstwaren gemacht und verkauft. "Wir wollen die Wertschöpfung im Tal lassen und die Tiere hier verarbeiten", erklärt Geschäftsführer Thomas Ammerer den Ansatz, der binnen wenigen Jahre zu einer großen Erfolgsgeschichte geworden ist.

Das ganze Fleisch bleibt im Tal und wird hier serviert

Ob Zirbenwürste, Wildsalami, Landjäger oder Speck - in allen Varianten wird das heimische Angebot serviert. Die Bauern freut es, sie erhalten für ihr Fleisch einen Aufschlag, sodass fast nichts das Tal verlässt - fünf Tonnen Fleisch pro Woche werden verarbeitet. Da ergänzen Käse, Schnaps und Brot aus dem Tal das Sortiment.

Thomas Ammerer bietet im "Grossarler Genuss" regionale Produkte an.

Thomas Ammerer bietet im "Grossarler Genuss" regionale Produkte an. © Michael Husarek, NN

Das Schöne am regionalen Ansatz in Grossarl ist die Konsequenz: Egal, wo die Gäste einkehren, überall wird Heimisches angeboten und ohne großes Aufhebens serviert. Auch auf der Loosbühelalm ist das so: Wer vom Ellmautal, einem Seitental, das von Grossarl abzweigt, in gut einer Stunde auf die auch im Winter bewirtschaftete Almhütte wandert, kann sich auf eines verlassen: Fast alles, was auf den Tisch kommt, stammt aus dem Tal.

Wenn Almbäuerin Elisabeth Heigl den Schweinebraten serviert, gibt sie über die Herkunft der Tiere ebenso präzise wie unprätentiös Auskunft. "Wir wollen unsere Gäste mit einem Lachen ins Tal ziehen lassen", sagt die Wirtin und geht mit ihrem Mann Alois mit einem Fotoalbum, das die Geschichte des auf 1769 Metern gelegenen Almbauernhofs dokumentiert, von Tisch zu Tisch.

Skifahren bei Sonnenaufgang: Wer beim "Skikeriki" mitmacht, wird mit unberührten Pisten belohnt.

Skifahren bei Sonnenaufgang: Wer beim "Skikeriki" mitmacht, wird mit unberührten Pisten belohnt. © Michael Husarek, NN

Die meisten Gäste gehen nicht nur mit einem Lächeln, sondern auch mit einem Schlitten zurück auf die schneebedeckte Zufahrt zur Alm: Denn runter ins Tal geht es auf der über vier Kilometer langen Rodelstrecke. Ein eisiges Vergnügen und eines, das die Vorfreude auf den nächsten Tag steigert.

Beim ersten Hahnenkrähen noch im Dunkeln auf die Piste

Denn dann geht es den Minusgraden zum Trotz noch vor dem Frühstück auf die Piste: Wer mag, kann sich einmal die Woche beim Skikeriki einbuchen, einem gemeinsamen Angebot von Tourismusverband und Bergbahnen. In der Dunkelheit heißt es: Die Ski schultern und mit der Panoramabahn nach oben aufs Fulseck fahren. Dort warten frisch präparierte Piste, die mit den Bergbahn-Mitarbeitern erkundet werden.

Und wenn es dunkel ist, geht es mit Wintersport weiter: Von der Lossbühelalm führt eine lange Schlittenabfahrt ins Tal.

Und wenn es dunkel ist, geht es mit Wintersport weiter: Von der Lossbühelalm führt eine lange Schlittenabfahrt ins Tal. © Michael Husarek, NN

Ein großen Vergnügen für alle, die einsam ihre Spuren im Morgengrauen durch den Schnee ziehen wollen. Nach zweieinhalb Stunden Frühsport endet das Skikeriki mit einem gemeinsamen Frühstück in der Gehwolfalm - mit regionalen Produkten aus dem Tal.


Mehr Informationen:

Tourismusverband Grossarltal
www.grossarltal.info
Tel.: 00
43/6414/281

Anreise:

Mit dem Auto ab Nürnberg rund vier Stunden, mit der Bahn ab Nürnberg ebenfalls vier Stunden bis St. Johann im Pongau, von dort mit Postbus oder Taxi ins Tal.

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