Der Strand ist hier der Schulweg

Türkisblaues Meer, weißer Sand, Dschungel und Gewürze – Afrikas Inselparadies Sansibar

Simone Moser

Redakteurin NN.de

E-Mail zur Autorenseite

2.2.2024, 19:00 Uhr
Der berühmte Pfahlbau am Strand von Nungwi gilt als eines der Wahrzeichen von Sansibar.

© Simone Moser Der berühmte Pfahlbau am Strand von Nungwi gilt als eines der Wahrzeichen von Sansibar.

Wenn ich Afrika in einer Farbe beschreiben müsste, so würde mir zuerst ein golden-orangeroter Ton in den Kopf kommen. Exakt die Farbe, die wir mit endlosen Wüsten, Savannenlandschaften, Sonnenuntergängen, afrikanischen Tieren wie Löwen, Zebras oder Giraffen in Verbindung bringen. Die Farben, die uns dank König der Löwen seit Kindheitstagen von Afrika träumen lassen.

Doch Afrika hat noch viel mehr zu bieten. Blendend weißer Sand, von prächtigen Kokospalmen umsäumt, der so fein ist, dass man ihn umgehend in eine Eieruhr füllen könnte. Ein Einblick: Wir verlassen das Festland von Tansania und reisen auf die Insel Sansibar, die uns nicht nur durch ihre Traumstrände, ihre saftig-grüne Pflanzenwelt und den Urwald beeindruckt, sondern den afrikanischen Kontinent auch um eine weitere ganz besonders schöne und vor allem intensive Farbe erweitert: Türkis-blau. Leuchtendes türkis-blau, wie ich es in meinem Leben zuvor nie gesehen habe.

Sansibar liegt ca. 8000 Kilometer Luftlinie von Nürnberg entfernt im Indischen Ozean, ungefähr 35 km vor der Ostküste Afrikas. Die Insel gehört zu Tansania und ist vom Festland von der Küstenstadt Daressalam in nur zwei Stunden mit der Fähre erreicht. Eine Option, die Touristen häufig nutzen, die ihre Sansibar Reise mit einer Safari in Tansania kombinieren - etwa in der Serengeti. Wir entscheiden uns für einen Direktflug von Frankfurt aus nach Sansibar.

Der Strand ist für die einheimischen Kinder nicht nur der Spielplatz, sondern oft auch der Schulweg. In Nungwi, einem ehemaligen Fischerdorf im Norden der Insel gehen die Lebensfreude und die Ruhe der Sansibari sofort auf uns über.

Der Strand ist für die einheimischen Kinder nicht nur der Spielplatz, sondern oft auch der Schulweg. In Nungwi, einem ehemaligen Fischerdorf im Norden der Insel gehen die Lebensfreude und die Ruhe der Sansibari sofort auf uns über. © Simone Moser

Probier's mal mit Gemütlichkeit

Es scheint, als seien auf Sansibar die Uhren stehen geblieben und auch nach 100 Jahren noch nicht wieder aufgezogen worden. Unsere Geduld wird hier auf eine harte Probe gestellt. "Pole Pole", auf Deutsch "langsam, langsam" geht es hier zu. Überall herrscht das Flair der alten Jahrhunderte – alte Holzschiffe und reich verzierte arabische Paläste erzählen von der Zeit, als Sansibar der größte Sklavenumschlagplatz Ostafrikas war. Elend und Reichtum lagen hier schon immer sehr nah beieinander.

Sansibar hat eine spannende Unterwasserwelt zu bieten - da landet auch mal ein Seestern auf unserem Boot. 

Sansibar hat eine spannende Unterwasserwelt zu bieten - da landet auch mal ein Seestern auf unserem Boot.  © Carsten Heinke

Sansibars Reichtum an Gewürzen machten die Insel zur Drehscheibe für Eroberer und Kaufleute, lockten osmanische Prinzessinnen und Sultane und formten ein heute fragil-demokratisches Miteinander mit teils bitterer Vergangenheit. Die Wörter Sklavenhandel und Sansibar werden so oft in einem Atemzug genannt, dass man meinen könnte, er wäre in Sansibar erfunden worden. Heute erinnert ein Museum und ein Monument am ehemaligen Sklavenmarkt in Stone Town, dem Zentrum der Hauptstadt, an dieses dunkelste Kapitel in Sansibars Geschichte.

Stone Town - das historische Zentrum von Sansibars Hauptstadt

Stone Town ist das Herz von Sansibar. Es ist die Bezeichnung für das historische Zentrum von Zanzibar Town und Synonym für die Hauptstadt der Insel. Vor über 300 Jahren begannen Araber hier, ihre Häuser aus Korallengestein zu bauen und gaben der Stadt damit ihren Namen. Und die Stadt hat einen namhaften Sohn – Freddie Mercury, Sänger der legendären Rockgruppe "Queen" erblickte hier 1946 das Licht der Welt. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum.

Ein Monument in Stone Town erinnert an die Zeit des Sklavenhandels.

Ein Monument in Stone Town erinnert an die Zeit des Sklavenhandels. © Simone Moser

Stone Town ist lebendig und chaotisch. Kunstvoll geschnitzte Holztüren und verzierte Paläste reihen sich an zerbröckelnde, provisorisch zusammengehaltene Gebäude. Überall sitzen Männer und trinken Kaffee, Kinder flitzen durch die Gassen und Frauen tragen nicht nur verzierte Kopftücher, sondern auch meterhoch gestapelte Kisten auf ihren Köpfen. Besonders bunt geht es auf dem Darajani-Markt zu, hier kann man authentisch-afrikanisch alles kaufen, was das Herz begehrt – von Gewürzen über Waschpulver bis hin zu Autofelgen.

Über 90 Prozent der Sansibari sind heute moslemischen Glaubens, bereits die Mädchen in den Grundschulen tragen allesamt Kopftücher. Immer wieder wird jedoch die Toleranz gegenüber anderen Religionen betont.

Hakuna Matata (what a wonderful phrase)

Die Ruhe und die Lebensfreude, die Entspanntheit und Zufriedenheit der Menschen gehen sofort auf uns über. Auf Sansibar läuft alles etwas unkomplizierter und selten nach Plan. Hakuna Matata, auf Deutsch: Alles kein Problem.

Wer sowohl den Sonnenaufgang als auch -untergang auf dem Wasser beobachten möchte, der entscheidet sich für eine Unterkunft im Norden Sansibars. Im RIU Palace Zanzibar bieten Zimmer mit eigener Terrasse einen tollen Blick auf den Indischen Ozean. Direkt am Nungwi Strand gelegen schießen Touristen hier viele Erinngerungsfotos am wohl berühmtesten Steg von Sansibar.

Gelassenheit auf Sansibar. Pole Pole, die Uhren ticken hier etwas langsamer.

Gelassenheit auf Sansibar. Pole Pole, die Uhren ticken hier etwas langsamer. © Simone Moser

Sansibar besteht aus den beiden Inseln Unguja und Pemba, wobei die größere Insel Unguja oft unpräzise als Sansibar bezeichnet wird. Unguja ist 86 Kilometer lang, die breiteste Stelle misst 39 Kilometer. Somit sind Ausflugsziele einfach und in kurzer Zeit zu erreichen.

Äffchen im Dschungel und Delfine im Meer - Sansibars Tierwelt

Die Tierwelt auf der Insel ist zwar nicht so exotisch wie auf dem afrikanischen Festland, statt Löwen und Zebras in der Savanne entdecken wir hier niedliche Colobus-Affen im saftig-grünen Urwald, dem Jozani Forest. Der Dschungel bildet den einzigen Nationalpark Sansibars. Er liegt zentral im Inselinneren und beheimatet auf einer Fläche von etwa 50 km² die vor allem hier vorkommenden Roten Colobus Affen. Diese seltene Spezies war lange Zeit vom Aussterben bedroht, doch dank zahlreicher Schutzmaßnahmen leben mittlerweile etwa 2.500 Vertreter ihrer Art im Jozani Forest.

Fröhlich-beschwingt und gar nicht ängstlich turnen die Äffchen um uns herum und bieten tolle Fotomotive. Die Colobos Affen im Jozani Forest stehen unter Naturschutz.

Fröhlich-beschwingt und gar nicht ängstlich turnen die Äffchen um uns herum und bieten tolle Fotomotive. Die Colobos Affen im Jozani Forest stehen unter Naturschutz. © Carsten Heinke

Ein absolutes Highlight auf Sansibar ist die Unterwasserwelt. Taucher und Schnorchel-Fans aus aller Welt kommen hierher, um unzählige bunte Korallenriffe, schillernde Fische, Schildkröten, Delfine und sogar Wale zu bestaunen. Momente in beinah unecht erscheinendem tiefblauem Wasser.

Auf der traditionellen Dhow fühlen wir uns wie auf einem Piratenschiff. 

Auf der traditionellen Dhow fühlen wir uns wie auf einem Piratenschiff.  © Simone Moser

Obwohl auf Sansibar alles etwas langsamer läuft, vergeht unsere Zeit auf der Insel doch wie im Flug. Gebührend verabschieden wir uns mit einer traditionellen Ausfahrt auf einer Dhao, einem alten, ganz nostalgisch-romantischem Holzboot. Im Sonnenuntergang stoßen wir ein letztes Mal an. Kwa heri, Zanzibar – auf Wiedersehen, Sansibar!


Weitere Informationen: RIU-Hotels. Verschiedene deutsche Reiseveranstalter haben dort Zimmer im Angebot.

Anreise: Direktflüge ab Frankfurt. Flugzeit ca. 9-11 Stunden.

Wohnen: RIU Palace Zanzibar. RIU Jambo Zanzibar.

Beste Reisezeit: In der Trockenzeit von Juni bis Oktober und Ende Dezember bis Mitte Februar. In der "großen Regenzeit" von März bis Mai kommt es zu heftigen Regenfällen, die tagelang andauern können. Die "kleine Regenzeit", der Monsun von November bis Dezember, fällt vergleichsweise schwach aus.