Gewinner-Buch des Schreibwettbewerbs

Baggers und Bombenkrater: "Südtstadtmadlä" ist eine warmherzige Reise ins Nürnberg der 50er

Anette Röckl

NN-Redaktion Gesellschaft

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31.3.2024, 15:00 Uhr
 "Südstadtmadlä" ist eines der Gewinner-Büchers des VNP-Schreibwettbewerbs.

© VNP, NNZ  "Südstadtmadlä" ist eines der Gewinner-Büchers des VNP-Schreibwettbewerbs.

Achtsamkeit ist heute in aller Munde. In "Südstadtmadlä" beschreibt es Gisela Schlesinger so: "Achdsamkeit is außerdem wennsd merkst, ob‘s der gut odder schlecht geht. Wennsd müd bist, brauchst halt ä Niggerlä, wennsd Hunger hast, brauchsd was Gscheidts zum Essn."

Bescheidenheit, Heimatliebe, rauer Charme – für die Jury bündelt der autobiografische Text „Südstadtmadlä“ auf liebenswürdige Art das fränkische Lebensgefühl. Das autobiografische Buch der Nürnbergerin ist eines der fünf Siegerbücher des Schreibwettbewerbs des Verlags Nürnberger Presse (VNP).

Baggers, Gmüs und "Ruinä"

Gisela Schlesinger, die in den 1950er Jahren in eben jener Nürnberger Südstadt aufwuchs, erzählt darin vom Alltag der Nachkriegskinder. Von Baggers, Gmüs und Zeiten, als man noch keinen Yoga-Kurs nutzte, um „achdsam“ und „nachhaldich“ zu leben. Aufgewachsen "zwischer zwa Kerng" wird sie im vom Krieg zerstörten Nürnberg groß. "Ä boar neuaufbaute Häuser und dazwischn Bombenkrater und Ruinä. Des hat ausgschaut wie ä zahnluckerds Gebiss", beschreibt sie ihre Umgebung.

Sie nimmt die Leserschaft an die Hand und führt sie durch die Südstadt ihrer Kindheit, in der jeder Laden einen anderen Geruch hatte und jede Hauswand sich anders anfühlt, nach "Backstaa, Rilln und Ritzn" und wo Nachhaltigkeit bedeutete, "dass ka Suppn wechgschütt werd".

Auf 185 Seiten schildert sie ihr Aufwachsen inmitten der lebhaften Südstadtstraßenkind, ganz ohne Handy, Fernseher und Internet. Jenseits von Stress und Hektik gibt es in ihrer Kindheit achtsames Aus-dem-Fenster-Schauen mit der Oma, Südtstadt-Golf alias Schussern oder, wenn es mal echt aufregend sein soll, ein Ausflug zum "Schoggn". Auf einigen Fotos zeigt sie, wie wie Stadt damals ausgesehen hat und macht am Ende auch einen augenzwinkernden Ausflug in das Nürnberg der Gegenwart.

Als Sportlehrerin an Nürnberger Schulen und begeisterte Turnerin hatte Gisela Schlesinger früher kaum Zeit dafür, aber in der Rente hat sie das Schreiben im Dialekt – das „Madlä“ ist durchgehend auf Nürnbergerisch mit ein bisschen Oberfränkisch verfasst – als ihre Passion entdeckt. Wie sie auf das Thema Achtsamkeit gekommen ist, beschreibt die Autorin so: „Und dann ist es mir halt gekommen, dass wir früher so lebten, ohne es groß zu bemerken.

Nicht nur für Nürnberg-Fans

Franken-Fans, Nürnberg-Liebhabern, Nachkriegskinder, aber auch allen, die sich ein Bild aus dieser Zeit machen möchten, kann man das "Südästadtmadlä" nur wärmstens ans Herz legen.

"Südstadsmadlä" kostet 16 Euro und kann im Onlineshop der Zeitung unter shop.vnp.de oder telefonisch unter 0911-216-2777 bestellt werden. Erhältlich ist das Buch auch in allen VNP-Service-Centern oder im Buchhandel.

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