Er stimmte selbst zu
Nach Zugriff in Italien: Südstadt-Schütze wird ausgeliefert - so geht es mit Mert A. weiter
Redakteur
Es ging schneller als gedacht. Manchmal ziehen sich Auslieferungsverfahren bei Straftätern über Monate hin - gut zwei Wochen, nachdem der mutmaßliche Südstadt-Schütze in Italien gefasst worden ist, ist Mert A.s Auslieferungsantrag nun aber bereits bewilligt. Das bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. "Wir rechnen in Kürze mit einer Überstellung", sagte Antje Gabriels-Gorsolke. "Wann genau wissen wir nicht - das würden wir aus Sicherheitsgründen aber auch nicht sagen." Der Verdächtige stimmte dem Antrag selbst zu, was das Verfahren enorm beschleunigt habe, heißt es. Zuerst hatten die Bild-Zeitung und der Bayerische Rundfunk über die bewilligte Auslieferung berichtet.
Unklar bleibt auch, wohin Mert A. gebracht wird, ebenfalls aus Sicherheitsgründen. Vieles spricht dafür, dass der Mann im Oktober in Nürnberg einen Mann tötete, einen weiteren mit Schüssen schwer verletzte. Ging es um Geld, einen persönlichen Streit, geschäftliche Differenzen? "Die Ermittlungen über die Hintergründe und die Motivlage werden fortgeführt", sagt Gabriels-Gorsolke. "Danach wird ein Richter entscheiden, ob er in Untersuchungshaft kommt." Allerdings gelte bis zuletzt die Unschuldsvermutung.
Mert A. schoss wohl in der Nürnberger Südstadt auf zwei Männer. Über Monate fahndete die Polizei nach dem Verdächtigen, bemühte auch internationale Kanäle. Zwischenzeitlich setzte die Sonderkommission sogar eine Belohnung von 10.000 Euro für Hinweise aus. Der 28-Jährige wurde Ende Januar in einem Hotel in Rimini gefasst, nachdem Zielfahnder seine Telekommunikation ausgewertet hatten. Bei der Festnahme wurden eine nicht registrierte Waffe, Munition und gefälschte Ausweise entdeckt.
Tödliche Schüsse in der Nürnberger Südstadt - eine Chronologie:
13. Januar 2024: Vor Gericht sollte der Mann, der die Schießerei in der Nürnberger Südstadt im Oktober 2022 nur schwer verletzt überlebt hat, aussagen - doch aus Angst vor dem Angeklagten und den Folgen für sich und seine Familie verweigert er die Aussage.
6. Dezember 2023: Der Prozess beginnt. "Warum hast du meiner Freundin geschrieben?" Das soll A. seinem Opfer zugerufen haben, ehe er abdrückte. Die tödlichen Schüsse im Herbst 2022 schockierten nicht nur die Nürnberger Südstadt. Jetzt beschäftigt sich das Landgericht mit der Tat.
27. September 2023: Vor bald einem Jahr fielen die tödlichen Schüsse in der Nürnberger Südstadt. Noch vor Prozessbeginn sind weitere Details zum Tatablauf ans Licht gekommen - und Brisantes zur mutmaßlichen Tatwaffe.
26. Juli 2023: Nach den tödlichen Schüssen in der Nürnberger Südstadt Ende 2022 hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth am 26. Juli Anklage wegen Mordes und versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Waffengesetz bei dem Landgericht Nürnberg-Fürth erhoben.
21. April 2023: Im Januar meldet die Polizei den Fahndungserfolg: Nach dreimonatiger Flucht ist der mutmaßliche Todesschütze aus der Nürnberger Südstadt gefasst. Doch die Ermittlungen laufen weiter. Die Podcast-Folge von "Abgründe" beleuchtet die Hintergründe.
9. Februar 2023: Über Monate versteckte sich Mert A. vor der Polizei, Ende Januar fassten ihn Zielfahnder in einem italienischen Hotel - samt Waffe und Munition. Nun soll der mutmaßliche Südstadt-Schütze, der wohl einen Menschen tötete, ausgeliefert werden.
30. Januar 2023: Nach der Festnahme des mutmaßlichen Todesschützen Mert A. haben die Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Pressekonferenz Details über die Hintergründe des Fahndungserfolgs bekannt gegeben.
18. Januar 2023: Am Abend wurde bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" über die tödlichen Schüsse aus der Nürnberger Südstadt vom Oktober 2022 berichtet. Einige Hinweise gehen ein.
21. Dezember 2022: Drei Monate dauert die Flucht des Verdächtigen mittlerweile – eine Spur führte nach Frankfurt.
10. November 2022: Noch immer ist der mutmaßliche Todesschütze aus der Südstadt auf der Flucht. Jetzt wurden der Redaktion brisante Unterlagen zugespielt. Darüber hinaus: Warum teilt das türkische Konsulat im Netz nicht die öffentliche Fahndung der bayerischen Polizei?
2. November 2022: Nach den tödlichen Schüssen in der Nürnberger Südstadt wird weiterhin mit Hochdruck nach dem Tatverdächtigen gesucht. Aus ermittlungstaktischen Gründen nennt die Polizei aktuell keine Details, in den sozialen Netzwerken wird weiter spekuliert.
24. Oktober 2022: Am Montagabend, den 24. Oktober, kam es im Bereich der Landgrabenstraße zu einer Schießerei. Eines der zwei Opfer verstarb wenig später im Krankenhaus. Der Tatverdächtige flüchtete, ist aber namentlich bekannt. Die Polizei fahndet nach dem Mann.
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