Ermittlungserfolg

SMS-Betrüger: Der Kripo Nürnberg ist jetzt ein Schlag gegen eine Bande gelungen

24.4.2024, 13:00 Uhr
"Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt..." Der Kripo ist nun ein Schlag gegen eine Betrügerbande gelungen, die über WhatsApp-Nachrichten ihre Opfer um viel Geld gebracht haben.

© Fabian Sommer/dpa "Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt..." Der Kripo ist nun ein Schlag gegen eine Betrügerbande gelungen, die über WhatsApp-Nachrichten ihre Opfer um viel Geld gebracht haben.

Der fehlende Fahrschein in einem öffentlichen Verkehrsmittel ist dem 21-jährigen Nürnberger schließlich zum Verhängnis geworden. Es ist der 21. November 2023, als ein Kontrolleur in einem Zug im Raum Würzburg ohne Ticket erwischt: Doch dahinter steckt mehr: Laut Polizeiangaben ist er der Kopf einer kriminellen Bande, die unter anderem über Betrugsmaschen auf Mobiltelefonen ("Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt...") Menschen um viel Geld gebracht haben. Der Schaden geht in die Hunderttausende.

Der 21-Jährige gab eine Identität an, die sich als falsch herausstellte. Seine tatsächliche Identität konnte die Polizei über seinen Fingerabdruck feststellen - denn der Mann war schon erkennungsdienstlich erfasst. Seit dem 21. November sitzt er in Untersuchungshaft.

Was aber werfen ihm und seinen Komplizen genau vor? Dass es sich hier um ein größeres Betrugsdelikt handelt, zeigt sich schon daran, dass die Kripo Nürnberg für diesen Tatkomplex eine Ermittlungskommission (EKO) gegründet hat.

"Finanzagenten" halfen den Betrügern

Wie die Ermittlungen der EKO zeigten, unterhielt die Bande ein Netzwerk aus mindestens 50 Finanzagenten, die ihre Bankkonten für strafrechtlich relevante Geldströme zur Verfügung stellten. "Finanzagenten" sind Personen, die durch die Betrüger - oft über soziale Netzwerke - angeworben werden und die ihre eigenen, legal bestehenden Bankkonten für die Straftaten zur Verfügung stellen. Hierzu übergaben diese nicht selten ihre Bankkarten samt PIN an die Bande. Für die Bereitstellung der Konten wurden die Finanzagenten mit Geld entlohnt.

So funktionierten die Betrugsmaschen: Beim WhatsApp-Betrug handelt es sich um einen organisierten Überweisungsbetrug. Die Geschädigten werden per SMS oder WhatsApp kontaktiert. Dabei geben sich die Täter als leibliches Kind der Geschädigten aus und teilen mit, dass ihr Handy defekt wäre und sie deshalb eine neue Rufnummer hätten.

Uneingeschränkter Zugriff der Täter auf die Konten

Im weiteren Verlauf des Chats werden die Geschädigten gebeten, für das vermeintliche Kind Rechnungen zu begleichen. Dies wäre aktuell nicht möglich, da aufgrund des defekten Handys kein Zugriff auf das Onlinebanking möglich wäre. Den Geschädigten wird versprochen, dass sie das Geld umgehend zurückbekommen. Wenn die Angerufenen einwilligen, Rechnungen zu begleichen, werden ihnen die Kontodaten von zuvor angeworbenen Finanzagenten als Zahlungsempfänger mitgeteilt. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die Opfer Verdacht schöpfen und weitere Überweisungen beenden.

Beim Modus falscher Bankmitarbeiter werden die Geschädigten von einem Täter kontaktiert, der sich als Mitarbeiter der jeweiligen Bank, bei der diese ihr Konto haben, ausgibt. Zu diesem Zeitpunkt haben die Täter bereits Zugriff auf das Konto der Geschädigten, da die Zugangsdaten zum Onlinebanking bereits im Vorfeld meist über "Phishing" erlangt wurden. Das Betrugsopfer wird durch geschickte Gesprächsführung dazu veranlasst, Zahlungen, die durch die Täter in Auftrag gegeben wurden, im TAN-Verfahren freizugeben. Lediglich das TAN-Verfahren hält die Täter zu diesem Zeitpunkt davon ab, die Überweisungen ohne Mitwirken des Opfers auszuführen. In einigen Fällen gelang es den Tätern im Telefonat, Zugang zum TAN-Verfahren zu erlangen. Ab diesem Zeitpunkt hatten die Täter uneingeschränkten Zugriff auf das Konto der Geschädigten und konnten ohne deren Mitwirken Geld überweisen.

Die Überweisungen, die bei beiden Maschen zustande kamen, wurden in Echtzeit abgewickelt, sodass der Betrag umgehend auf dem Konto der Finanzagenten gutgeschrieben wurde. Direkt nach Geldeingang wurde das Geld in bar abgehoben oder auf ein weiteres Konto überwiesen, sodass Rückforderungen in vielen Fällen erfolglos blieben.

Die Bande versendete innerhalb von zehn Tagen über 16.000 Anbahnungs-SMS mit dem bekannten Inhalt: "Hallo Mama, hallo Papa, mein Handy ist kaputt. Dies ist meine neue Nummer..." Diese Nachrichten dienten als Erstkontakt und sollten die Opfer dazu bewegen, über WhatsApp mit dem "falschen Kind" in Kontakt zu treten. Die ermittelten Bandenmitglieder warben nachweislich Finanzagenten im gesamten Bundesgebiet an. Die Geschädigten der Betrugstaten sind ebenfalls im gesamten Bundesgebiet sowie im deutschsprachigen Ausland ansässig.

Laut Polizei gelang es den Kriminalbeamten, in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth bundesweit 76 Betrugsfälle zu klären, die der Bande zugeordnet werden können. Die Betrüger verursachten durch die beiden Maschen einen Vermögensschaden in Höhe von über 370.000 Euro.

Die Ermittlungen mit Blick auf weitere Mitglieder der Betrugsbande laufen indes weiter. Gegen die sogenannten Finanzagenten leiteten die Beamten Strafverfahren wegen des Verdachts der Geldwäsche ein.


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