Festakt

Bad Windsheim: Ältestes deutsches Badhaus im Freilandmuseum eröffnet

27.6.2022, 09:27 Uhr
Bad Windsheim: Ältestes deutsches Badhaus im Freilandmuseum eröffnet

© hjm

Als in seiner Art einmalig in den Freilandmuseen der Republik wurde in Bad Windsheim das einstige Badhaus aus Wendelstein eröffnet. Nach den Worten von Bezirkstagspräsident Armin Kroder erlebten damit über 300 Gäste eine Deutschlandpremiere. Entsprechend stolz durften denn auch alle sein, die an diesem "sensationellen" Projekt beteiligt waren. Kroder sprach ihnen ebenso seine Anerkennung aus, wie er es würdigte, was "außerordentlich beeindruckend" in den heuer gefeierten 40 Jahren "Fränkisches Freilandmuseum" geschehen ist.

In der Museumslandschaft am Stadtrand von Bad Windsheim sah er das Wendelsteiner Badhaus "gut vertreten" und dankte all jenen, die auf dem langen Weg der Realisierung dieses Projektes die Nerven behalten hätten – angefangen vom einstigen Museumsleiter Prof. Dr. Konrad Bedal, der das Bad entdeckt und seine Dislozierung nach Bad Windsheim veranlasst hatte über den Förderverein bis hin zu den Museumsmitarbeitern, die einen Sonderapplaus verdienten.

Wendelsteins Bürgermeister Werner Langhans zeigte sich überzeugt, dass das älteste bekannte Badhaus Deutschlands im Bad Windsheimer Freilandmuseum einen würdigen Platz gefunden habe. Schon 2010 habe Dr. Bedal dessen Bedeutung bewusst gemacht, 2011 der Stadtrat der Versetzung zugestimmt und im November 2012 der Abbau begonnen. Die Grundsteinlegung 2017 sollte ein weiteres wichtiges Datum in der Geschichte dieses Projektes mit außerordentlichem bauhistorischem Wert sein. Schon 2020 geplant, hat dessen Einweihung wegen Corona, 2021 wegen Hochwasserschäden verschoben werden müssen.

Bad Windsheim: Ältestes deutsches Badhaus im Freilandmuseum eröffnet

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In Wendelstein erinnert ein "Badhausplatz" an den einstigen Standort des Hauses mit seiner interessanten Geschichte, auf das sich nun auch Bad Windsheims Bürgermeister Jürgen Heckel stolz zeigte, der die nun vom Wendelsteiner Kollegen betonte Legitimation des Badtitels mit Humor quittierte. Ganz sicher habe man mit dem Badhaus ein weiteres Highlight mit entsprechender Zugkraft für die Touristik- und Gesundheitsregion. Jeder hier eingesetzte Cent sei eine lohnende Zukunftsinvestition gewesen. Der Vorsitzende des Fördervereins, Friedrich-Wilhelm Brumberg sprach von einem weiteren Meilenstein im Aufbauplan des Museums und Leuchtturmprojekt, das man mit insgesamt 250.000 Euro gefördert habe.

Nicht mit vollem Bauch ins Bad

Im wesentlich finanziert durch die Beiträge von aktuell 4.400 Mitgliedern und Spenden, sollte dies zugleich eine Werbung für die Mitgliedschaft sein, die der steten Steigerung der Attraktivität des Museums diene. Für diese könnten nach Brumbergs Meinung regelmäßige Badetage nach alten Riten sorgen. Könnte dazu auch noch ein ausgebildeter Wundarzt als "Bader" gewonnen werden, ließe sich zugleich das örtliche Arztdefizit ausgleichen. Dass man nicht mit vollem Bauch oder auch keinesfalls nach reichlichem Trank das Bad nutzen solle und vor allem darauf achten müsse, dass "das Gehirn nicht ausschwitzt", trug Bernd Kalb vom Wendelsteiner Heimatverein von Hans Sachs "Die neun Lehr im Bad" als Benimmregeln mit dem Ratschlag vor, dass mit einem Wein nach dem die Kraft rasch wieder da sei.

Bad Windsheim: Ältestes deutsches Badhaus im Freilandmuseum eröffnet

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Diese beschloss Museumsleiter Dr. Herbert May mit einem Blick auf die schon 1998 von Professor Johannes Kramer aus Berlin erkannte Bedeutung des Badhauses und in dessen mit einem Schuss Kriminalistik erforschte Geschichte. Schließlich sei der Badbetrieb schon um 1700 beim Trend zu privaten Badstuben eingestellt und manches Zeugnis davon in dem dann als Wohnhaus genutzten Gebäude "verschüttet" worden. Hohe Energiekosten bei unfassbaren Mengen verschürten Holz und die Angst vor Seuchen (mit heutigen Parallelen) hätten den Wandel verursacht, der mit "neuen Modellen medizinischer und hygienischer Dienstleistungen verbunden gewesen sei.

Ergebnis mehrjähriger Forschungsarbeit

Die sich darum rankenden Geschichten – etwa über einen Prozess im damaligen Windsheim wegen der den Ärzten davonlaufendem Patienten sind in einer großen aufwändig gestalteten Sonderausstellung ebenso dokumentiert wie in einem druckfrisch aufgelegten Buch über Badhäuser und Bader in Franken, das Dr. May als "Ergebnis mehrjähriger Forschungsarbeit" vorstellte. Allen die daran mitwirkten galt seine Anerkennung ebenso wie für den "unglaublichen handwerklichen Aufwand" der hinter der nun prächtigen Fassade des Badhauses steckt.

Allen am Bau Beteiligten ist eine Danktafel gewidmet, mit der dokumentiert ist, dass vom wissenschaftlichen Team bis zu den Handwerkern "alles gegeben wurde, um dieses Paket zu schnüren". Dass mit diesem Geschichte veranschaulicht werde, sei unsere Stärke, so May, der von Restaurator Dieter Gottschalk nur zu gerne gewusst hätte, wie viele Eier und Kuhfladen er für die originale Fassade verwendet habe.

Im Jahr sollen einige Badetage stattfinden, kündigte Dr. Herbert May an, der neben dem Förderverein auch der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, dem Markt Wendelstein, sowie der Stadt Bad Windsheim und der "Frankentherme" für finanzielle Unterstützung dankte und einem staunenden Publikum verkünden konnte, dass der Kostenrahmen von 2016 eingehalten worden sei. Dass rund 70 Prozent originaler, also 450 Jahre alter Baustoffe wieder verwendet werden konnten, sollte ebenso faszinieren und die Neugierde wecken, noch mehr über das Badhaus zu erfahren, in dessen Erdgeschoss sich das Bad, darüber die Wohnung, die man mit entsprechender Möbelausstattung anschaulich rekonstruierte.

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