Gunzenhäuser Experte

Tipps bei der Medienerziehung: Gemeinsam bei Instagram posten

AB-Redaktion

23.5.2022, 15:00 Uhr
Ein Selfie ist schnell hochgeladen: Vor allem Kinder und Jugendliche sollten lernen, nicht zu viel von sich im Netz preiszugeben.

© Daniel Gonzalez via www.imago-images.de, ARC Ein Selfie ist schnell hochgeladen: Vor allem Kinder und Jugendliche sollten lernen, nicht zu viel von sich im Netz preiszugeben.

Oft gibt es sehr viele Freiräume im Hinblick auf die Zeitdauer, in denen sich die Kinder online bewegen und auch im Hinblick auf die Apps und Spiele, die auf die Geräte geladen werden.

Medienpädagoge Stefan Schaller ist Lehrer an der Mittelschule und Schulberater für digitale Bildung in Gunzenhausen. Zudem ist er Vater eines 14-Jährigen. Er kennt also auch die Sicht von Jugendlichen auf digitale Verlockungen.

Schaller weiß als Pädagoge nicht von wenigen Betroffenen, die wegen ihres exzessiven Medienkonsums Konzentrations- und schulische Probleme haben. Er findet dafür sehr klare Worte: "Das Gehirn ist extrem leistungsfähig und es kann nicht nicht lernen." Was das bedeutet: Kinder lernen permanent, auch wenn sie das Smartphone in den Händen halten. Deshalb sollten Erziehende sich darum kümmern, mit welchen Inhalten sich Kinder befassen.

An Altersbeschränkungen halten

Wichtig findet der Medienpädagoge, sich an die Altersbeschränkungen für die App-Nutzung zu halten: Instagram und Snapchat ab 13 Jahren, WhatsApp ab 16 Jahren. Schaller erläutert, dass zugespielte Werbung und Informationen sich am Nutzungsverhalten und den Informationen orientieren, die man beim Einrichten des Accounts preisgegeben hat. Wer hier ein höheres Alter angibt, wird demzufolge früher als "erwachsen" behandelt und mit anderen Inhalten konfrontiert.

Schaller berichtet von Umfragen in seinen Schulklassen, bei denen die meisten ein etwas höheres Alter beim Anlegen des Accounts angegeben haben, manche Kinder sich aber auch als 40-Jährige im Netz bewegen. In den Chats – auch bei Spielen – kann das zu Missverständnissen und Belästigungen führen.

Fatal, wenn also Elfjährige ein Smartphone ohne Kinderschutzfilter nutzen. Schallers Rat: Unbedingt die Standortfreigabe ablehnen und die Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre nutzen.

Abgestimmte Werbung quasi in Echtzeit

Alle – Kinder wie Erwachsene – sollten sich darüber im Klaren sein, dass ihr Nutzungsverhalten im Netz permanent für Werbezwecke analysiert und die Werbung quasi in Echtzeit abgestimmt wird. Dies demonstrierte er mit der Browsererweiterung "Thunderbeam-Lightbeam" bei Chrome. So lässt sich nachvollziehen, welche besuchten Seiten untereinander interagieren und wie das eigene Surfverhalten verfolgt wird.

Medienpädagoge Stefan Schaller

Medienpädagoge Stefan Schaller © Babett Guthmann, NN

Eltern sollten nach dem Rat des Pädagogen immer wieder thematisieren, wie denn die Kommunikation unter den Kindern selbst läuft. Mobbing und Ausgrenzung in Chatgruppen sind eine Realität, in der Kinder – als Opfer, als ohnmächtige Zuschauende oder als Täterinnen und Täter – auftreten können. "Begleiten Sie Ihr Kind bei den ersten Kommunikationsversuchen im Netz", rät Stefan Schaller.

Medienpädagogisch eingreifen müssen die Erziehungsberechtigten mitunter auch bei Instagram-Accounts. Oft wird zu viel der eigenen Privatsphäre preisgegeben oder gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen: Beispielsweise wenn Schülerinnen oder Schülerinnen meinen, sie müssten einen Livestream aus dem Unterricht veröffentlichen.

Viele Eltern stellen sich auch die Frage: Welche Spiele sind geeignet für mein Kind? Hier bietet die Altersfreigabe nur eine sehr grobe Orientierung. Deshalb der Rat des Medienberaters: "Spielen Sie einfach mal mit!" In diese Richtung läuft insgesamt die Beratung: Kinder im Netz begleiten, kennenlernen, was Kinder im Netz machen und vielleicht sogar gemeinsam Instagram-Posts erstellen und dabei das Gespräch suchen.