Den ganzen Tag im Freien

Geplanter Waldtierkindergarten am Veldensteiner Forst: "Zurück zu den Wurzeln"

17.1.2022, 14:47 Uhr
Geplanter Waldtierkindergarten am Veldensteiner Forst:

"Ja, klar", sagt er dann, die Kinder sind den ganzen Tag draußen. So wie wir früher auch. Und sie machen draußen auch ihr Geschäft. So wie wir früher auch."

Kompostiertoilette

Eigentlich ist es wie ein "Zurück zu den Wurzeln", sagt der 42-Jährige, selber Vater von drei Jungs (vier, fünf und elf Jahre). Bei dem Waldtierkindergarten wird es in einem Waldbauwagen eine Kompostiertoilette geben für die großen Angelegenheiten. Und dann noch im Wald eine Pinkelecke, die nicht bespielt wird, abgegrenzt durch einen Weidezaun. Das Personal kann die neue Toilettenanlage direkt am Wildgehege nutzen. Und wie ist es mit dem Händewaschen? "Es wird Edelstahlbecken geben, oben mit einem Frischwasserkanister, unten mit einem Abwasserkanister, der dann geleert wird", sagt Waidosch.

Von Konzept überzeugt

Für ihn ist dieser Waldtierkindergarten ein Herzensprojekt. Er liebt die Natur, das Draußensein, war als Schüler in einer reformpädagogischen Schule, sieht es als idealen Ausgleich seines Jobs als Marketingleiter in einem IT-Unternehmen. Seine Frau ist studierte Germanistin, hat als Altenpflegerin gearbeitet und macht jetzt eine Ausbildung zur Kinderpflegerin und ist von dem Waldkindergarten-Konzept überzeugt.

Gute Sinneswahrnehmung

"Waldkindergartenkinder sind seltener krank, haben ein ausgeprägteres Immunsystem, weniger Unfälle, weil ihre motorischen Fähigkeiten besser sind, ebenso ist ihre Sinneswahrnehmung sehr gut", zählt Waidosch auf. Sie können klettern, rennen und rummatschen, es wird einfach nicht langweilig, jeder Tag sei anders.

Die Buben und Mädchen seien ausgeglichener und ausgelasteter, weniger durch Lärm gestresst, beschäftigen sich daheim gerne mit ihren Spielsachen, weil sie die ja den ganzen Tag nicht hatten. Und sie sind müder und gehen gerne ins Bett. "Familien mit kleineren Kindern empfehlen wir erst mal kürzere Buchungszeiten, weil es sonst zu anstrengend für sie werden kann." Ältere Kinder haben auch im Waldkindergarten die Möglichkeit zum Mittagsschlaf im Waldbauwagen oder in einer Hängematte draußen.

Und die Kinder lernen im Waldkindergarten aus Regeln. Was man in den Wald mit rein nimmt, nimmt man auch wieder mit raus. Äste werden vom Boden aufgehoben und nicht vom Baum oder Busch abgebrochen. Es werden keine Beeren gepflückt, weil man nicht alle essen kann, manche auch giftig sind. Es wird nicht mit Stöcken gekämpft. "Daraus entwickelt sich eine Gruppendynamik und die Regeln müssen nur zu gegebenem Anlass wiederholt werden", sagt Waidosch. Die Vorschulkinder bekommen Patenkinder und lernen so, Verantwortung für andere und die Natur zu übernehmen.

Keine Papierarbeit

Wie ist die Vorschularbeit im Waldkindergarten überhaupt, sind die Kinder dann fit für die Schule? "Ja", sagt Waidosch, "auf jeden Fall. Es gibt halt nicht die sonst übliche Papierarbeit." Sie lernen die Formen in der Natur, zum Beispiel an Hand einer Astgabel oder durch Steine. Sie lernen das Nachbilden und Malen im Sand oder auf dem Waldboden. Die Sprache wird durch Fingerspiele und Lieder gefördert. "Der Waldkindergarten lässt nichts vermissen, was die Kinder in dem Alter brauchen", so Waidosch weiter. Es werde viel über Tiere und Natur direkt vermittelt. "Und das ist besser, als eine indirekte Vermittlung, in der nur von etwas erzählt wird." Es greife kognitiv wesentlich besser.

Die unmittelbare Nähe zum Tiergehege ermögliche Tierbeobachtungen, das Lesen von Spuren und Fährten, das Erfahren von Geburt und Vergänglichkeit, Leben und Tod in den Familienverbänden. "Der Wald bietet fast alles, um Kompetenzen und Wissen in Musik, Mathematik, Ästhetik, Kunst und Kultur, Gesundheit, Sprache, Werteorientierung, aber auch Emotionalität und Konfliktbehandlung zu vermitteln, er bietet dafür Raum, Materialien und Spielzeuge", erklärt Waidosch.

Bei unvorhergesagtem Unwetter gibt es Unterstellmöglichkeiten direkt am Wildgehege, ansonsten sind alle bei jedem Wetter draußen. "Das einzig ‚Negative‘, was man nennen könnte, ist, dass die Eltern einen etwas höheren Aufwand haben", sagt er. Essen muss mitgebracht werden, Warmes in Thermoboxen, denn es wird nicht gekocht oder Essen geliefert. Und die Kinder müssen witterungsgemäß angezogen sein. Betreut werden sie von einem dreiköpfigen Personal – Leitung, Erzieher und Kinderpfleger. Und es besteht die Möglichkeit der Elternbeteiligung, die aber nicht verpflichtend ist. Das kann bei den pädagogischen Angeboten oder eine Unterstützung in den Randzeiten sein. Aber auch Beteiligung bei Aktionen ist möglich.

INFO: Weitere Informationen sowie Anmeldung für einen der 20 Plätze im Waldkindergarten für Kinder ab drei Jahren gibt es unter der Telefonnummer (01 51) 61 18 16 22 oder unter waldkindergartenpegnitz.de.

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