Unterstützer, Hürden, Bedarf

Weihnachtsfreuden im Kriegsland: Weißenburger Verein berichtet von Hilfstransporten in die Ukraine

Robert Renner

Redaktionsleiter

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20.12.2023, 19:00 Uhr
Der Kindergarten Ettenstatt hat 56 Weihnachtspakete für Hilfe für die Ukraine Weißenburg gepackt. Über Kleidungsstücke, die mit einem der Hilfstransporte aus Weißenburg kamen, freuten sich diese Kinder in der Ukraine (Foto rechts).

© Hilfe für die Ukraine, Weißenburg Der Kindergarten Ettenstatt hat 56 Weihnachtspakete für Hilfe für die Ukraine Weißenburg gepackt. Über Kleidungsstücke, die mit einem der Hilfstransporte aus Weißenburg kamen, freuten sich diese Kinder in der Ukraine (Foto rechts).

Enormes hat in diesem Jahr wieder der Verein Hilfe für die Ukraine geleistet. In diesen Tagen vor Weihnachten ist der 44. Hilfstransport von Weißenburg aus nach Osten gerollt. Die Städte Lviv, Kiew, Tchernigiw und Donezk waren die Ziele. Der 45. Lieferwagen voller dringend benötigter Waren soll am 23. Dezember nach Lviv aufbrechen.

Modelabel und Anwaltskanzlei helfen

Vorsitzende Melitta Heuberger dankt ganz besonders Luis Cerano. Das Modelabel hat warme Kleidung im Wert von 10.000 Euro für die Ukraine gespendet. Vereinsrevisorin Elvira Naß hat den Kontakt zu der Firma bereits zum zweiten Mal hergestellt, freut sich Heuberger.

Der 45. Lieferwagen wird vor allem die Spenden der Anwaltskanzlei Sonntag & Partner aus Augsburg, wo besonders die Anwälte Thomas Rau und Mikhail Rasumny engagiert sind, nach Lviv bringen. Hier kam der Kontakt über Vereinsmitglied Andrea Wenderlein zustande. Von Lviv aus werden die Waren dieses Transportes dann an die Front, an Kinderheim und an Kliniken in verschiedenen Städten weitergeleitet.

Mehrfach unterstützt hat den rührigen Förderverein seit Beginn des Ukraine-Krieges auch der Rotary Club Weißenburg, von dem jüngst wieder eine Spende über 1.200 Euro einging. Auch dafür danken Melitta Heuberger und ihre Mitstreiter ausdrücklich. Dank der Spenden der vergangenen Wochen war es auch möglich, dass etliche Kinder in Lviv und Umgebung zum Nikolaustag Geschenke erhielten.

Gesetz als Stolperstein

Die beiden Transporte im Dezember wurden möglich, weil das neue Gesetz, das Korruption bei humanitären Hilfsaktionen in der Ukraine unterbinden soll, Heuberger zufolge vorerst ausgesetzt wurde und wohl erst im neuen Jahr greifen wird. Wäre es planmäßig eingeführt worden, hätte Hilfe für die Ukraine Weißenburg erst einmal seine Lieferungen ausgesetzt. Denn getroffen würden vor allem Organisationen wie der Verein.

So sollen künftig Hilfsgüter zuerst von den Empfängern offiziell angefordert werden müssen. Dann werde geprüft, ob sie wirklich benötigt würden. Und entsprechend der Anforderung müsse dann auch exakt geliefert werden. Ein ungeheurer Aufwand, beispielsweise für Medikamente, Windeln und vieles mehr für Pflegeheime oder Kliniken. Und Hilfspakete von Privat an Privat mit Dingen des täglichen Bedarfs würden so gänzlich unmöglich, beklagt die Vorsitzende des Weißenburger Vereins.

Brief an den Botschafter

Außerdem müssten die Hilfsgüter binnen einer bestimmten Frist geliefert werden. Und wenn nicht alles hundertprozentig mit den Begleitpapieren übereinstimme, würden die Transporter an der Grenze zurückgeschickt. Unseren Bericht im November über die neuen bürokratischen Hürden hatte der Weißenburger Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer zum Anlass genommen, an den ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev zu schreiben.

Auernhammer war auch schon als Mitglied des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft sowie als agrarpolitischer Sprecher der CSU im Bundestag in Odessa, um sich über das Thema Getreideexporte aus der Ukraine aus erster Hand zu informieren. Er bat Makeiev prüfen zu lassen, ob Ausnahmen „für kleine, auf freiwilliger Basis organisierte und selbstverständlich ehrenamtlich tätige Gruppen“ von den Regelungen der neue Gesetzgebung möglich sind, damit „weiterhin so viel Hilfsgüter wie möglich in die Ukraine“ geliefert werden könne.

Apotheken und früherer Kaplan unterstützen

Eine Antwort liegt noch nicht vor. Als die Regelungen bekannt wurden, hat Hilfe für die Ukraine Weißenburg im November noch vier Transporte auf die Reise geschickt: einen am 11., einen am 13. und einen am 25. November, der zunächst nach Lviv ging und bei dem innerhalb von 24 Stunden in der Ukraine alles an zahlreiche Standorte weiterverteilt wurde. Und am 28. November machte sich ein Lieferwagen voller Pakete nach Ostrog und Riwne auf.

Für die „großartige Hilfe“ der Unterstützer auch dieser Transporte dankt Heuberger ebenfalls. Medikamente kamen von Katrin Binkert von der Einhorn-Apotheke und Klaus Wetzel von der Burg-Apotheke. 56 Weihnachtspakete haben außerdem Ettenstatter Kindergartenkinder mit Gruppenleiterin Sandra Lux gepackt. Die Mädchen und Jungen ließen es sich auch nicht nehmen, alle Geschenke in Heubergers Auto zu packen.

„Mit viel Freude und lachenden Gesichter hat die Aktion ,Kinder helfen Kindern‘ stattgefunden, freut sich die Vorsitzende. Die Pakete gingen übrigens unter der Schirmherrschaft des früheren Weißenburger Kaplans Andrii Khymchuk überwiegend an Waisenhäuser in der Nähe von Lviv.

Info: Wer über den Förderverein „Hilfe für die Ukraine Weißenburg“ Menschen in Not in der kriegsgebeutelten Ukraine helfen möchte, kann eine Spende auf das Konto IBAN DE44 7645 0000 0231 0201 81 bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd überweisen.

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