Freiwilliges Soziales Jahr

Erfahrung sammeln im Verein: FSJ bei der TS Herzogenaurach

10.11.2021, 09:01 Uhr
Übergabe eines Schecks für die Bezahlung des FSJ: (von links) Eric Naumann, Lothar Babler und Gerd Ankermann aus der TSH-Vorstandschaft, Landrat Alexander Tritthart und Reingard Lugschi, Vorsitzender der Sparkasse Höchstadt.

© Oliver Koprivnjak, NN Übergabe eines Schecks für die Bezahlung des FSJ: (von links) Eric Naumann, Lothar Babler und Gerd Ankermann aus der TSH-Vorstandschaft, Landrat Alexander Tritthart und Reingard Lugschi, Vorsitzender der Sparkasse Höchstadt.

Für viele Schülerinnen und Schüler ist es der Horror-Moment schlechthin. Da sitzt man gemütlich bei der Familienfeier, und noch bevor man sich ein paar gute Ausreden zurecht legen kann, bekommt man plötzlich eine Frage entgegen geworfen, die man eigentlich in eine nicht näher definierte Zukunft verdrängt hatte: "Und was machst du nach der Schule?"

Alles begann im Basketball-Team

Das Schlimme: Je näher der Schulabschluss heranrückt, umso erdrückender lauert die Frage als Schatten im Hintergrund. Sie markiert das Ende einer Phase, in der Vieles vorbestimmt war, und wird abgelöst von einem ungewissen Etwas, das gefüllt werden muss. Doch wie verpasst man dem Leben eine erste entscheidende Richtung, wenn der Raum der eigenen Möglichkeiten und Grenzen in diesem jungen Alter noch gar nicht vollständig erfasst werden konnte? Schulterzucken ist dann oft die Antwort auf das gut gemeinte Erkundigen von Verwandten und Bekannten.

Jede Suche nach einer Antwort beginnt im besten Fall mit den Hobbys des Gegenübers. Fragt man Eric Naumann nach seinen Interessen, kommt kein Schulterzucken, sondern die Antwort: "Ich liebe Sport!" Sofort zählt er die einzelnen Sportarten auf, die ihm Spaß machen: Von Radsport bis Kitesurfen. Von Skifahren bis Basketball. Vor allem Basketball. Bei der TS Herzogenaurach spielt er bald seit einem Jahrzehnt. Und dann fällt ihm noch eine Sache ein: "Ich arbeite auch gerne mit Kindern."

Als der 18-jährige Naumann in der zwölften Klasse den Abitur-Prüfungen Tag für Tag unaufhaltsam näher kommt, erhebt sich auch bei ihm allmählich der Schatten des "Danachs". Wie sieht mein Leben aus, wenn die Prüfungen vorbei sind? Eine Freundin erzählt ihm damals oft begeistert von dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), das sie absolviert hat. Wäre das nicht auch etwas für ihn?

"Nehmt euch die Zeit nach der Schule"

Er ist langjähriges Mitglied bei der TS Herzogenaurach. Liebt Sport. Arbeitet gerne mit Kindern. Kombiniert man die entscheidenden Elemente seines Lebens, nimmt das Danach sofort erste Formen an.

Ein Jahr dauert ein solches FSJ im Normalfall. "Nehmt euch die Zeit nach der Schule und vor dem, was danach kommt, und nutzt sie für euch - und für andere", so steht es auf der offiziellen Website des FSJ Bayern. Als "Erfahrungsjoker" wird das Jahr bezeichnet. Wer ihn zieht, verpflichtet sich dem sozialen Engagement - und bekommt im Gegenzug einen Aufschub, der es erlaubt, den Raum der eigenen Möglichkeiten und Grenzen auszutasten.

Der Griff nach dem Joker ist simpler als es auf den ersten Blick scheint. Drei Informationen müssen Bewerber in die Tasten tippen: Postleitzahl, Umkreis und Einrichtungsart. Ein Klick weiter prangen einem online auch schon die Angebote vieler Einrichtungen entgegen, ob vom Arbeiter-Samariter-Bund oder Kreisjugendring.
Naumann wiederum wusste in diesem Moment genau, wohin er wollte. Eine einzelne Bewerbung schickte er ab.

Als sie bei der TSH einging, zögerten die Verantwortlichen nicht lange und stellten den Basketballer aus den eigenen Reihen ein. Denn mit Ausnahme des Corona-Jahres hat sich die Symbiose zwischen FSJlern und der TSH inzwischen fest etabliert. Profitieren sollen am Ende beide Seiten. "Der Nachweis im Lebenslauf hilft vielen bei späteren Bewerbungen", sagt Gerd Ankermann aus der TSH-Vorstandschaft, der schon jetzt von Naumanns Fähigkeiten überzeugt ist: "Er ist enorm vielseitig und ambitioniert."

"Die Kinder sind mir schnell ans Herz gewachsen"

Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt sich seit September. Naumanns Tag ist eng getaktet. Vormittags: Organisationsaufgaben, vom Beantragen von Spielerpässen bis hin zum Beantworten von Eltern-Anfragen. Nachmittags: Übernahme des Basketball-Trainings von drei Jugend-Teams sowie Unterstützung beim Kinderturnen. Abends: Teilnahme am eigenen Training, immerhin soll das eigene Hobby dem FSJ nicht zum Opfer fallen. "Das ist stressig und hart, aber die Kinder sind mir schnell ans Herz gewachsen und ich will dem Verein etwas zurückgeben", sagt der 18-jährige. Das Sportliche und das Menschliche. Es sind die beiden Kernstücke seiner Arbeit.

Der Erfahrungsjoker hat für Eric Naumann ein Ablaufdatum: August 2022. Dann wird sein Freiwilliges Soziales Jahr für die TSH enden. Und damit auch der Aufschub. Stellen wir ihm die Frage, die vielen jungen Erwachsenen Kopfzerbrechen bereitet. "Ich bin noch total unsicher", sagt er zögernd. Irgendwas mit Sport, klar. Dann hat er doch eine Idee. Die Sporthochschule in Köln. "Sportmanagement, das könnte ich mir vorstellen." Und plötzlich scheint es, als hätte die Frage nach dem Danach für einen Moment ihren Schrecken verloren.

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