27:32 gegen den Branchenprimus

Schnell drin: Der HCE schnuppert an der Magdeburg-Sensation nur zu Beginn

Andreas Pöllinger

Online-Redaktion, Sport

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18.5.2024, 21:00 Uhr
Versuchte auch, den Ball ins SCM-Gehäuse zu patschen: Hampus Olssons Torinstinkt half dem HCE weiter, ermöglichte aber keinen Überraschungscoup.

© Sportfoto Zink / Alexander Schli Versuchte auch, den Ball ins SCM-Gehäuse zu patschen: Hampus Olssons Torinstinkt half dem HCE weiter, ermöglichte aber keinen Überraschungscoup.

Lust auf die Mammutaufgabe gegen den SC Magdeburg hatte Johannes Sellin schon vor dem Heimspiel gegen den Handball-Dominator aus Sachsen-Anhalt vermittelt. "Es muss in allen Fingern kribbeln. Das ist das Geilste, was es gibt", erklärte der Trainer des HC Erlangen. Anlaufzeit brauchte die ungleiche Auseinandersetzung in der Arena keine. Von Vorteil war das in einer atemberaubenden Atmosphäre zur Freude von Johannes Sellin für couragierte Gastgeber, deren Fans die restlos ausverkaufte Halle am Kurt-Leucht-Weg mit roten und blauen Glitzerfahnen strahlen ließen.

Traumstart in Nürnberg: Olsson, Metzner und eine wackelnde Arena

Nachdem HCE-Keeper Klemen Ferlin im Verbund mit dem Pfosten ein erstes Mal pariert hatte, organisierte Hampus Olsson dem krassen Außenseiter sprunggewaltig die erste Führung. Einen weiteren Olsson-Treffer und ein Tor von Antonio Metzner später führte Erlangen gegen das weltbeste Handballteam 3:1 (4.).

Die Arena wackelte nicht erst seit dem Abspielen der Vereinshymne. Erlangens Energie stimmte vor energiegeladenen Heimfans, die ihre Mannschaft zu einer massiven Kraftanstrengung gegen den amtierenden und wahrscheinlich auch kommenden Meister aufgefordert hatten auf einem Transparent. "Wir wollen euch richtig kämpfen sehen" stand darauf in Großbuchstaben. Ihre Kampfkraft in der Abwehr nutzten die Hausherren, um mit Vehemenz immer wieder schnell vor das Gäste-Gehäuse zu kommen. Christopher Bissel und Scharfschütze Jeppsson, von Metzner stark in Stellung gebracht, konservierten in der Folge Erlangens Zwei-Tore-Führung.

Die Zuschauer schrien, strampelten, spendeten auch von der Zusatztribüne aus zusätzliche Energie. Es stimmte viel beim HCE. Metzner fand die Lücken, der Bald-Magdeburger Zechel stellte auf 7:5 (11.). Die Anfangsphase war den Gastgebern großartig geraten. Dass es danach stockte, hing damit zusammen, dass ein Ferlin-Zuspiel auf Olsson zu optimistisch geriet, abgeklärte Magdeburger Stefan Bauer das ein oder andere Stürmerfoul aufzwangen und der SCM mit Omar Ingi Magnusson einen Handballstar in seinen Reihen hatte, der das Heft nun auffällig in die Hand nahm.

Erlangens Fehler häufen sich - Magnusson dreht beim SCM auf

Dass die Erlanger, die zu Beginn erfreulich konsequent und fehlerfrei auf dem Weg nach vorne agiert hatten, nun die ein oder andere Schludrigkeit und Ungeschicklichkeit in ihren Vortrag einstreuten? Machte es komplizierter gegen das von Bennet Wiegert trainierte Erfolgsteam, das in der Offensive sehr überlegt und konzentriert auftrat. Mit der kraftvollen Unterstützung der Arena kämpfte sich der HCE gleichwohl zurück.

Nach einer Phase, in der beiden Teams das Torewerfen schwer fiel, nahm die Partie wieder Fahrt auf. Magnusson traf weiter, Olsson auf der Gegenseite nach einem vehementen Tempolauf abgeblockt im Rückwärtsfallen. Die Hausherren nahmen den Schlagabtausch an. Der SCM musste sich mächtig strecken. Er machte das in Person von Felix Claar, der Sekunden vor der Pausensirene mit einem Prachtwurf in den Winkel eine Drei-Tore-Führung der Titeljäger verantwortete.

Die ein oder andere Leichtfertigkeit hatte es für den HCE Mitte des ersten Durchgangs schwerer gemacht, vor 8400 Zuschauern eine Sensation zu bewerkstelligen. An diese glaubten die Fans der Gastgeber zu Beginn der zweiten Hälfte wieder. Metzner eröffnete diese im Jubelsturm des rot-blauen Anhangs. Nachdem Bissel ein weites Büdel-Zuspiel konsequent verwertet hatte, war der Anschluss geschafft und die Hoffnung zurück. Zechel komplettierte mit dem Ausgleichstreffer den Fabelstart nach Wiederbeginn (33.).

So schön sollte es aus Sicht des Tabellensechzehnten allerdings nicht weiter gehen gegen den Bundesliga-Primus und baldigen Champions-League-Finalisten. Magdeburg legte etwas zu, was einen Vier-Tore-Lauf bedeutete. Erlangen wehrte sich gegen die Spiel- und Abschlussstärke des SCM verzweifelt. Es wurde nickliger, blieb in entscheidenden Situationen aber zu fehlerhaft bei Frankens weiterhin abstiegsbedrohtem Handball-Erstligisten – auch und vor allem in der Chancenverwertung. Zechel und Bauer donnerten den Ball über oder neben den Gäste-Kasten, Tim Gömmel scheiterte zwischendrin an Schlussmann Hernandez.

Abgezockte Gäste, die nicht nur in Person von Magnusson eiskalt vor dem HCE-Tor waren, ließen im Arena-Glutofen keine Luft mehr an den sich immer klarer abzeichnenden Auswärtssieg, Magdeburgs 26 Maximalerfolg im Liga-Betrieb.

Oblings Doppelparade und ein Kempa-Tor des HCE zum Schluss

Einige emotionale Tore gelangen den Erlangern, die es unverdrossen weiter versuchten, jedoch noch. Eine Doppelparade von Bertram Obling begeisterte die Heimfans zudem. Gegen Magnusson, der als sicherer Siebenmeterschütze erneut vom Strich antrat, verhinderten der linke Fuß und die kurz danach hinausschnellende rechte Hand des Keepers einen Torerfolg des SCM spektakulär. Antonio Metzners Kempa-Tor in der Schlussminute diente zum Abschluss ebenfalls als sehenswerte Ergebniskosmetik. Es hatte aus Erlanger Sicht in allen Fingern gekribbelt. Einer Sensation nahe gebracht hatte das HCE am Ende aber nur zum Teil.

HC Erlangen: Ferlin, Obling; Metzner 5, Olsson 5, Bissel 4, Svensson 4, Jeppsson 4, Büdel 2, Zechel 2, Heiny 1.

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