Besonderheiten am Stadtkurs

Fahrgeschick und Fan-Nähe: Das macht den Norisring so einzigartig

Andreas Pöllinger

Sport-Redaktion

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1.7.2022, 05:57 Uhr
Reifen zum Mitnehmen? Solche Bilder sieht man wahrscheinlich nur am Norisring. 

© Sportfoto Zink / Heiko Becker, Sportfoto Zink / Heiko Becker Reifen zum Mitnehmen? Solche Bilder sieht man wahrscheinlich nur am Norisring. 

Die Strecke: Der Norisring ist der einzige Stadtkurs im DTM-Kalender, was auch die allseits beliebten Querverweise zur Formel-1-Show in Monaco begründet. Mit nur 2,3 Kilometern ist der Norisring zudem die kürzeste Strecke. Eine, die den Piloten allerdings auch diesmal langanhaltende Konzentration abverlangen wird. Nachdem der Mexikaner Pedro Rodriguez 1971 mit seinem Ferrari 512M in Nürnberg tödlich verunglückte, wurde die Streckenlänge von 3,94 Kilometern auf eben jene 2,3 Kilometer reduziert.

Zeitungsbreiter Abstand

Die Herausforderung: Trotz seiner Kürze ist der Norisring eine enorm anspruchsvolle Strecke für die Piloten, deren fahrerisches Geschick und Achtsamkeit dort maximal herausgefordert werden. Neben Top-Speed-Passagen gibt es in Nürnberg Stellen, an denen man vehement bremsen muss - in der Grundig-Kehre etwa von 270 km/h auf 50 km/h herab. Die lediglich vier Kurven gestatten grundsätzlich keinen Fahrfehler. Beim Ausgang der Schöller-S trennt die Boliden meist eine nicht allzu dicke Zeitung von der Mauer, also keinesfalls eine Wochenendausgabe. Bodenwellen, Kanaldeckel - der Norisring ist keine permanente Rennstrecke. Und ein Kurs, auf dem es im erbitterten Positionskampf natürlich noch einmal deutlich enger zugeht.



Die Neuerungen: Eng geht es natürlich auch in der Boxengasse zu, was das Ganze für Autos und Mechaniker gleichermaßen heikel macht. Um diese Gefahr zu verringern, wurde die Boxengasse nun um 150 Meter verlängert. Mit sechs Rennserien und in der DTM sechs Herstellern, die in Nürnberg an den Start gehen, ist richtig Betrieb im Programm. Und auf der Strecke. Knapp 30 DTM-Fahrzeuge bedeuten einen Rekord in Sachen Starterfeld, weckten im Vorfeld aber nicht nur im Fahrerlager Ängste vor einem irrwitzigen Verkehrschaos. Erstmals in der Geschichte der Traditionsserie wird das Qualifying daher in zwei Gruppen aufgeteilt.

Motorsport in Nahdistanz

Engagement und Atmosphäre: Elektrokabel, Leitplanken, Betongleitwände. Dazu Fang- und Absperrzäune, Sanitär- und Wasserleitungen - und das kilometerlang. Der Motorsportclub Nürnberg (MCN) betreibt einen enormen Aufwand, um den Norisring so zu präparieren, wie er sich auch in diesem Jahr präsentieren wird. In 10.000 bis 12.000 Arbeitsstunden lässt sich dieser nicht nur mit den sichtbaren Vorbereitungen zu fassender Einsatz in etwa erfassen.
Die Atmosphäre an der geschichtenträchtigen Strecke, auf seit 1948 Autorennen stattfinden, sucht ebenfalls ihres Gleichen. Teams, Zuschauer und das Fahrerlager sind an der Steintribüne ebenso nah beieinander wie die Reste der Größenwahn-Architektur mit DJ-Pults und einem Fandorf. Am Norisring zelebriert man Motorsport in Nahdistanz. Allein die Zuschauerzahlen machen Nürnberg zu einem viel größeren Standort als etwa Hockenheim, was via TV auch in 140 Länder transportiert wird. Ein weiterer Grund neben bestimmt noch vielen anderen, warum der Höhepunkt im DTM-Kalender so speziell ist.

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