Vor dem Rückspiel

Erinnerungen an den Tiefpunkt: Nach dem 1:7 in Leverkusen änderte sich vieles in Fürth

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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22.4.2022, 06:00 Uhr
Traurig im Leverkusener Regen: Das 1:7 in Leverkusen Anfang Dezember tat Simon Asta und seinen Kollegen extrem weh.  

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NNZ Traurig im Leverkusener Regen: Das 1:7 in Leverkusen Anfang Dezember tat Simon Asta und seinen Kollegen extrem weh.  

Am Tiefpunkt einer an Tiefpunkten reichen Saison musste sich Stefan Leitl erstmal entschuldigen. Als er am 4. Dezember 2021 in der Leverkusener Arena zur Pressekonferenz erschien, da war das Spiel bereits seit knapp eineinhalb Stunden vorbei. Doch Leitl konnte nach dem verheerenden 1:7 seines Kleeblatts beim SV Bayer nicht einfach so weitermachen. Nicht nach diesem Spiel. Nach der höchsten Niederlage der Fürther Bundesliga-Geschichte. Der zwölften im 14. Saisonspiel.

"Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat", sagte der Fürther Trainer, "aber wir mussten ein paar Wunden lecken in der Kabine." Was genau zwischen 17.15 und 18.45 Uhr in der Umkleide passierte, gehört zu den Geheimnissen des Fürther Fußballs. Offenbar, so hört man, äußerten nach der Havarie auch einige Spieler, dass es so nicht mehr weitergehen könne, dass es dringend eine neue Spielweise brauche. Eine defensivere, so fern das allen Freunden des Offensivfußballs auch lag.

Eine Woche später spielte das Kleeblatt zum ersten Mal in einem sehr defensiven 4-3-2-1 mit drei Mittelfeldspielern vor der Abwehr. Mit dieser Formation gewann das Kleeblatt mit 1:0 gegen Union Berlin - es war der langersehnte erste Heimsieg in der Bundesliga. Anschließend erlebte die Spielvereinigung mit dem sogenannten "Tannenbaum" ihre erfolgreichste Zeit, wurde nach der defensiven Stabilisierung auch wieder torgefährlicher und schlug Hertha BSC und den FSV Mainz 05.

Doch dann, nach einigen schönen Wochen, erlebte das Kleeblatt den nächsten Tiefpunkt. Beim 1:6 gegen Leipzig zerfiel die Mannschaft erneut - und das Trainerteam war der Meinung, dass es erneut an der Zeit ist, Dinge zu verändern. "Unser Gefühl war, dass die Mannschaft neuen Input braucht", erzählt Co-Trainer Andrej Mijatovic, der für die Defensive zuständig ist. "Die Automatismen im 4-3-1-2 waren schon da, aber die Aktivität und Intensität haben etwas gefehlt." Also trainierten sie fleißig das Abwehrverhalten in einer Fünferkette - und kassieren seither kaum mehr Tore.

0:0. 0:0. 0:2. 0:0. Ohne eigenes Tor holten die Fürther zuletzt drei Punkte, die Umstellung hat sich also aus defensiver Sicht gelohnt. "Hinten sind wir viel stabiler", freut sich Mijatovic, der allerdings weiß, dass es schwierig wird, ohne eigenes Tor ein Fußballspiel zu gewinnen. "Wir hatten auch mit dem Ball gute Szenen", betont er. Doch wirklich gefährlich kam das Kleeblatt zuletzt nur selten vor des Gegners Tor - vor allem wegen technischer und taktischer Fehler.

In der neuen Formation, in der ein Mittelfeldspieler für einen Verteidiger weichen muss, sind laut Mijatovic die "Außenpositionen" nochmal wichtiger. "Da fehlt uns aber der absolute Speed für dieses Niveau", so der Co-Trainer. "Deswegen müssen wir immer wieder kompensieren. Hinten stehen wir gut und stabil, dafür kommen wir nicht so gut nach vorne." Das Offensivspiel aus der Fünferkette zu verbessern, sei die vordringlichste Aufgabe, hatte Cheftrainer Stefan Leitl zuletzt betont.

Tore müssen aber nicht nur aus dem Spiel heraus fallen. Mijatovic wünscht sich, "dass wir mehr Standardsituationen nutzen, denn meine Erfahrung als Spieler und Trainer ist, dass am Ende der Saison viele Spiele über Standards entschieden werden". Defensiv verteidigt das Kleeblatt diese inzwischen sehr gut, offensiv aber muss sich der Gegner kaum fürchten. Allem Training zum Trotz.

Am Samstag, wenn Bayer Leverkusen um 15.30 Uhr im Ronhof vorbeischaut, soll zunächst mal wieder hinten die Null stehen. "Wir müssen die gleiche Intensität und Aktivität in der Kette an den Tag legen, um die Chance zu haben, zu punkten", sagt Mijatovic. Das könnte allerdings noch ein bisschen schwieriger werden, weil Abwehrchef Nick Viergever zuletzt nur individuell trainieren konnte - und neben Jeremy Dudziak wohl auch Max Christiansen erneut ausfallen wird. Zudem wurde Angreifer Afimico Pululu wegen einer roten Karte in der U23 für zwei Spiele gesperrt.

Es ist, auch ein halbes Jahr nach dem 1:7 in Leverkusen, eine an Tiefpunkten reiche Saison.

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