Lange Unterbrechung

Zweite Niederlage in Folge: Kleeblatt verliert Heimspiel gegen Hertha BSC 1:2

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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11.2.2024, 15:40 Uhr
Wie schon im Hinspiel: Simon Asta und seine Fürther verlieren gegen die Hertha.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Wie schon im Hinspiel: Simon Asta und seine Fürther verlieren gegen die Hertha.

Am 12. Februar 2022 löste Stefan Leitl sein Versprechen ein. Nach dem Aufstieg hatte der Trainer den euphorisierten Fans auf der Fürther Freiheit versprochen, ihnen endlich den ersten Heimsieg in der Bundesliga zu schenken. Der gelang dem Kleeblatt dann auch einige Monate später gegen Union Berlin - allerdings bei einem Geisterspiel im gespenstisch leeren und stillen Ronhof. Auch beim zweiten Heimsieg gegen Mainz waren die Ränge verwaist, doch als die Fans langsam wieder in die Stadien zurückkehren durften, da gewann die Spielvereinigung vor 7919 Zuschauern 2:1 gegen Hertha BSC.

Ein paar Monate später stand trotzdem der Abstieg in die zweite Liga, den in der vergangenen Saison auch die Berliner nicht mehr verhindern konnten. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem letzten Aufeinandertreffen schaute die Hertha deshalb mal wieder im Ronhof vorbei - und durfte, wie schon beim 5:0 im Hinspiel, jubeln. Das 1:2 (0:1) war die zweite Niederlage in Folge für die Fürther, die die Patzer der Konkurrenz im Aufstiegsrennen nicht nutzen konnten.

SpVgg Greuther Fürth: Haddadi startet für Petkov

Der Blick auf den Aufstellungsbogen hielt keine Überraschung bereit. Wie schon am Freitag auf der Pressekonferenz verkündet, tauschte Fürths Trainer Alexander Zorniger nur einmal. Oussama Haddadi begann auf der linken Außenbahn anstelle von Lukas Petkov, ansonsten sollten es dieselben zehn Spieler richten, die in den vergangenen Wochen so erfolgreich gewesen waren. Vom Anpfiff weg war dem Kleeblatt anzusehen, dass es sich für das deftige 0:5 im Hinspiel revanchieren und auch das 2:3 auf Sankt Pauli schnellstmöglich vergessen machen wollte.

In der dritten Minute eroberte Branimir Hrgota den Ball tief in der Berliner Hälfte, Armindo Siebs Schuss aus 16 Metern konnte Tjark Ernst erst im Nachfassen festhalten. Auch danach gaben die Fürther den Ton an und schoben Innenverteidiger Maximilian Dietz im Ballbesitz teilweise sehr weit nach vorne - wirklich gefährlich wurden sie aber in der Folge nicht. Erst nach einer Viertelstunde probierte es Julian Green aus 25 Metern mal wieder per Freistoß, sein Versuch war trotz des nassen Rasens kein Problem für Ernst.

Was der Spielvereinigung nicht gelang, das gelang dafür den Berlinern - vermeintlich: Nach einem schnellen Konter traf Florian Niederlechner zum 0:1, der Jubel der knapp 3000 Hertha-Fans verstummte aber schnell wieder. Der VAR schickte Schiedsrichter Marco Fritz an den Bildschirm, wo er sah, dass Aymane Barkok Hrgota den Ball in der Entstehung nur deshalb hatte klauen können, weil er die Strapazierfähigkeit dessen Trikots ausgetestet hatte.

1:0 für die Hertha: Jonas Urbig streckte sich bei Kempfs Kopfball vergeblich. 

1:0 für die Hertha: Jonas Urbig streckte sich bei Kempfs Kopfball vergeblich.  © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Danach wurde es hitzig im Ronhof - allerdings abseits des Rasens: An der Nordtribüne hüpften plötzlich viele Vermummte mit Tennisbällen in den Innenraum, in beiden Fanblöcken wurden Transparente gegen den DFL-Investor ausgerollt. Finanz-Geschäftsführer Holger Schwiewagner ging sofort in die Kurve, wo es ruppig wurde und die Situation kurz zu eskalieren drohte. Pünktlich zur 30. Minute flogen dann die Bälle auf den Rasen, auf einem Banner war zu lesen: "Leitlinien der SpVgg: Wahre Werte oder leere Worthülsen? Kein Geld von Saudis Autoritären!".

Nach zweiminütiger Unterbrechung und gemeinsamen Gesängen gegen die DFL trafen die Gäste erneut, diesmal zählte der Treffer aber: Marc-Oliver Kempf stieg bei einer Ecke von Palko Dardai am höchsten und köpft zum 0:1 ein (34.). Wie würde das Kleeblatt auf den nächsten Rückstand reagieren? Verhalten. Im Spielaufbau taten sich die Fürther sehr schwer und fanden kaum Lücken in der Berliner Defensive, auf der anderen Seite probierte es der eingewechselte Derry Scherhant, schoss aber nur in Urbigs Arme (41.). Nachdem Green es erneut erfolglos versucht und Sieb den Ball frei im Strafraum nicht getroffen hatte, war Pause - und lag das Kleeblatt mit 0:1 zurück.

Branimir Hrgota gleicht sehenswert aus

Nach Wiederanpfiff dauerte es nur 18 Sekunden bis zur ersten Fürther Chance, doch Michalskis Schuss machte Ernst keine Angst. Auch danach gelang es dem Kleeblatt zunächst nicht wirklich, offensiv Panik zu verbreiten. Lemperle schoss in der 52. Minute deutlich über das Tor, auf der anderen Seite musste Urbig gegen Scherhant und Reese retten. Dann aber fasste sich der Kapitän ein Herz, dribbelte zwei Berliner aus und schlenzte den Ball dann mit seinem starken linken Fuß perfekt in den Winkel: 1:1 nach 57 Minuten.

Doch wer dachte, der Ausgleich würde die Spielvereinigung beflügeln, der sah sich getäuscht: Jung verursachte mit einem Foul gegen Reese einen Freistoß, den Jonjoe Kenny in die Mitte brachte, wo erneut Kempf am höchsten stieg. Von der Schulter des gerade eingewechselten Lukas Petkov (für Lemperle) prallte der Ball zum 1:2 ins Netz (63. Minute). Wenige Augenblicke mussten die 13.459 Zuschauer im Ronhof wieder warten - diesmal flogen Gegenstände aus dem Gästeblock auf den Rasen, begleitet vom Spruchband "Euer scheiß Geld macht nicht glücklich...".

Die Unterbrechung nutzte Alexander Zorniger für eine Ansprache an seine Mannschaft und zwei weitere Wechsel: Für Michalski und Asta kamen Dennis Srbeny und Marco Meyerhöfer, was auch eine Systemumstellung zur Folge hatte. In der Schlussphase wollten die Fürther den Rückstand mit einer Viererkette aufholen, doch an Fußball war danach erst einmal nicht zu denken. Als Fritz das Spiel nach fünf Minuten fortsetzen wollte, da flogen aus dem Gästeblock erneut Schokotaler auf den Rasen, weshalb der Schiedsrichter die Mannschaften in die Kabine schickte.

Nach weiteren fünf Minuten Pause ging das Spiel weiter - doch was die Fürther auch versuchten, es gelang ihnen nicht. Sieb köpfte in der 78. Minute komplett frei über das Tor, Petkov tat es ihm in der 83. gleich. Danach wurde es erneut hitzig: Die Fürther hatten nahe des Strafraums ein Foul an Petkov gesehen und protestierten vehement - so vehement, dass Schiedsrichter Fritz erst Trainer Zorniger und dann Sportchef Rachid Azzouzi Gelb zeigte.

Doch irgendwie schien an diesem Nachmittag nichts funktionieren zu wollen: In der 89. Minute legte Meyerhöfer Petkov den Ball per Kopf auf, doch die Augsburger Leihgabe verzog erneut. Kurz darauf leuchtete eine rote Elf an der Seitenlinie auf - elf Minuten hatten die Fürther also noch, um die zweite Niederlage in Folge abzuwenden. Zorniger brachte mit Leander Popp und Kerim Calhanoglu nochmal zwei frische Spieler, doch die Niederlage konnte auch das nicht mehr verhindern. Petkov vergab ein drittes Mal und setzte einen Abpraller nach Schuss von Green weit vorbei. Kurz vor Schluss flog Niederlechner mit Gelb-Rot vom Platz, um 15.40 Uhr war Schluss. 1:2.

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