Sonnenstürme

Droht ein Blackout? Kosmisches Wetterphänomen könnte gewaltigen Einfluss haben

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

24.1.2023, 12:01 Uhr
Auf der Sonne sind derzeit dunkle Flecken zu sehen. Diese stehen in Zusammenhang mit Sonneneruptionen. (Symbolfoto)

© Marcus Brandt, dpa Auf der Sonne sind derzeit dunkle Flecken zu sehen. Diese stehen in Zusammenhang mit Sonneneruptionen. (Symbolfoto)

Wer mittels einer geeigneten Ausrüstung derzeit die Sonne beobachtet, der wird besonders große, schwarze Flecken auf dem glühenden Ball feststellen. Die dunklen Stellen sind deutlich kühler und strahlen daher weniger Licht ab als der Rest der Sonne, erklären die Expertinnen und Experten von Wetteronline. Die Flecken sind Teil eines besonderen Himmelsphänomens.

Dr. Frank Fleischmann von der Sternwarte in Ebermannstadt erklärt gegenüber unserer Redaktion: "Die Sonne ist ein großer, glühender Gasball mit Magnetfeld. Sie rotiert am Äquator schneller als an den Polen. Dadurch zerreißen Magnetfeldlinien und platzen an der Oberfläche. An diesen Stellen ist der Wärmetransport nicht mehr so hoch, sodass die Stellen auskühlen und als dunkle Flecken sichtbar werden."

Derzeit beschäftigt Forscherinnen und Forscher die Fleckengruppe 3190. Der größte Punkt ist etwa fünf Mal so groß wie der Erddurchmesser und daher auch mit dem bloßen Auge sichtbar. (Vorsicht! Nur mit Schutzbrille!)

Je mehr Sonnenflecken entstehen, desto aktiver ist der Stern. Die Aktivität verläuft dabei zyklusartig. Derzeit befinden wir uns mitten im 25. Sonnenfleckenzyklus. Das sogenannte "Brodeln auf der Sonne" ist daher nichts Ungewöhnliches. Allerdings können die Auswirkungen groß sein. Denn durch die gesteigerte Aktivität entstehen Sonnenstürme, bei denen geladene Teilchen ins Weltall katapultiert werden. Nicht selten treffen diese dann auf das Erdmagnetfeld.

Stromnetze brechen wegen der Sonne zusammen - ist das möglich?

Sehr starke Sonnenstürme können auf der Erde gravierende Folgen haben. Unter anderem können Stromnetze zusammenbrechen und GPS-Satelliten ausfallen. Auch Handynetze können dadurch gestört werden oder Blackouts in Ballungsräumen entstehen, ebenso können Radaranlangen und der Flugverkehr beeinträchtigt werden.

Starke Sonnenstürme treffen laut Fleischmann alle 100 bis 200 Jahre auf die Erde. Der letzte Vorfall ist zurückdatiert auf das Jahr 1859. Damals sorgte das Carrington-Ereignis für den bisher größten wissenschaftlich beobachteten magnetischen Sturm auf der Erde. In den höheren Breiten Nordeuropas und Nordamerikas wurden in Telegrafenleitungen so hohe Spannungen induziert, dass Papierstreifen durch Funkenschlag in Brand gesetzt wurden. Das kurz zuvor weltweit installierte Telegrafienetz war massiv beeinträchtigt.

Stromausfall wegen Sonneneruption - Experte: Ereignis könnte sich bald wiederholen

Laut Fleischmann könnte sich ein solches Ereignis bald wiederholen. "Es tritt etwa alle hundert bis zweihundert Jahre auf, ist also schon überfällig", erklärt der Experte und fügt hinzu: "Das heißt aber nicht, dass es kommen muss. Das ist wie beim Lotto. Die Wahrscheinlichkeit fängt immer wieder bei Null an." Würde ein solches Ereignis eintreten, kann es passieren, dass ganze Kontinente der Erde keinen Strom mehr haben.

Davon erfahren könnten die Menschen erst ein paar Stunden vor dem Ereignis, wenn Satelliten, die die Sonne beobachten, die die geladenen Teilchen erkennen und einen Funkspruch gen Erde schicken. Fleischmann zufolge gab es auch vor ein paar Jahren eine stärkere Eruption, allerdings stand die Erde zu diesem Zeitpunkt nicht am richtigen Punkt und wurde deshalb nicht getroffen.

Astrophysiker Dr. Volker Bothmer von der Universität Göttingen erklärt gegenüber RTL, dass derzeit keine große Gefahr für ein solches Ereignis bestehe: "Ich kann bisher keinen Sonnensturm Richtung Erde feststellen. Bisher sehe ich also keine große Bedrohung. Das kann sich allerdings ändern, wenn am linken Sonnenrand neue Flecken auftauchen", sagte er dem Sender.