Warmes Wochenende

Klimawandel: Sommer im April ist schön - aber nicht normal

Alexander Jungkunz

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6.4.2024, 11:00 Uhr
Ein bisschen Frühsommer war kürzlich schon zu genießen - wie hier in der Konrad-Adenauer-Anlage in Fürth.

© David Oßwald, NNZ Ein bisschen Frühsommer war kürzlich schon zu genießen - wie hier in der Konrad-Adenauer-Anlage in Fürth.

Haben Sie den Grill entstaubt? Die Liegestühle aus den Hüllen geholt? Bade-Klamotten eingepackt? Können Sie alles brauchen an diesem laut den Vorhersagen sehr milden Wochenende mit fast sommerlichen Temperaturen Anfang April.

April im Februar hatten wir auch schon

Wir alle freuen uns über Sonne, über den Frühling, über Licht, Wärme und die aufblühende Natur. Aber: Normal ist er nicht, der Juni im April. Ebenso wenig wie der April im Februar, den wir in diesem Jahr ja auch schon hatten.

Ist doch alles nur Wetter! Wärme im Frühling gab's früher auch, alles kein Grund für Sorgen ! Solche Einwände sind erwartbar. Aber leider auch sehr klar widerlegbar. Denn die Durchschnittstemperaturen steigen kontinuierlich. Jeder Monat stellt einen neuen Rekord auf - der dann rasch wieder gebrochen wird.

"Verstörende Beschleunigung" der Klimarekorde

Die Welt erlebe derzeit "eine verstörende Beschleunigung von Zahl, Geschwindigkeit und Ausmaß der übertroffenen Klimarekorde", erklärte kürzlich die UN-Umweltbehörde UNEP. Dennoch blase die Menschheit Treibhausgasemissionen in Rekordausmaß in die Erdatmosphäre, vornehmlich durch die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Gas und Erdöl.

"Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, könnten die meisten der festgestellten Klimarisiken bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein kritisches oder katastrophales Ausmaß erreichen", schreiben die Experten. Hunderttausende von Menschen würden durch Hitzewellen sterben, und allein die wirtschaftlichen Verluste durch Überschwemmungen an den Küsten könnten mehr als eine Billion Euro pro Jahr betragen, heißt es in dem Bericht.

Alles bekannt - aber es interessiert viele nicht mehr

All dies ist inzwischen seit vielen Jahren bekannt - seit Jahrzehnten. Aber: Es interessiert inzwischen viele nicht mehr. Die Populisten haben Oberwasser, sie bestreiten den menschengemachten Klimawandel - wider alle längst vorliegenden Erkenntnisse. Weil sich eben Stimmen damit sammeln lassen, wenn Politiker den Wählern versprechen: Ihr müsst euch gar nicht ändern, ihr könnt weitermachen wie bisher, lasst euch nicht kirre machen von den Öko-Fanatikern...

Dazu hat der Potsdamer Klima-Forscher Hans Joachim Schellnhuber eine krasse, aber wohl zutreffende Antwort: "Dass man zum kollektiven Selbstmord aus Bequemlichkeit bereit ist, ging über unsere Vorstellungskraft."

Es trifft die zuerst Schwachen

Übertrieben? Nicht, wenn man sich die Folgen eines ungebremsten Klimawandels ansieht. Sie treffen zunächst vor allem Schwächere: Alte Menschen, diejenigen, die sich keine klimatisierte Wohnung im Grünen leisten können, Menschen, die im Freien arbeiten müssen.

Umsteuern wäre also überlebensnotwendig. Aber aktuell ist der Klimaschutz auf der Prioritätenliste nach unten gerutscht. Riskant.

Genießen wir also den Sommer im April, wenn die Vorhersagen stimmen - und denken daran: Schön ist das - aber nicht normal.

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