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Urabstimmung bei Schabmüller in Berching: Dafür votierte die große Mehrheit - und so geht es weiter

Nicolas Damm

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22.4.2024, 11:00 Uhr
Die Zeichen stehen auf Sturm: Die Urabstimmung bei Schabmüller hat ein eindeutiges Ergebnis gebracht.

© Rico Irmischer/IG Metall Die Zeichen stehen auf Sturm: Die Urabstimmung bei Schabmüller hat ein eindeutiges Ergebnis gebracht.

Eine überwältigende Mehrheit der IG Metall-Mitglieder hat sich im Kampf um einen Tarifvertrag bei der oberpfälzischen Firma Schabmüller in Berching für den Gang in einen unbefristeten Streik entschieden. Bei der Urabstimmung hatten 97,62 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei Schabmüller für den Streik gestimmt. Bereits am Dienstag, 23. April, um 5 Uhr in der Früh beginnt der Streik.

Ergebnis der Urabstimmung lag weit über den Erwartungen

Um 14 Uhr findet eine Kundgebung mit dem IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott statt. Am vergangenen Donnerstag und Freitag waren die Mitglieder der IG Metall im Berchinger Unternehmen Schabmüller zur Urabstimmung aufgerufen. Dabei ging es um die Frage, ob sie zur Durchsetzung der Forderungen der IG Metall in den unbefristeten "Erzwingungsstreik" treten werden.

Wie die Gewerkschaft am Sonntag mitteilte, haben 97,62 Prozent und damit eine überwältigende Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder dem Streik zugestimmt. "Wir haben mit einem deutlichen Ergebnis gerechnet, eine so überwältigende Zustimmung übertrifft unsere Erwartungen aber sehr", freut sich Rico Irmischer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg.

"In den vielen Gesprächen der letzten zwei Tage im Wahllokal ist klar geworden, dass die Beschäftigten fest entschlossen sind, sich endlich einen Tarifvertrag zu erkämpfen", so Irmischer weiter. Mit seiner "Hinhaltetaktik" treibe der Arbeitgeber seine Beschäftigten selbst in den Streik.

Nun werde die IG Metall ihre Mitglieder Anfang nächster Woche zum unbefristeten Streik aufrufen. "Der Arbeitgeber hatte die Chance, den Streik abzuwenden. Leider hat er sie verstreichen lassen", sagt Olga Redda, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg und Verhandlungsführerin. "Nach dem ganztägigen Warnstreik am 11. April haben wir drei Verhandlungstermine angeboten. Keinen der Termine hat der Arbeitgeber angenommen. Wir bedauern das sehr, wir hätten diese Eskalation gerne vermieden."

Die konkrete weitere Planung wird die IG Metall am Montag, 22. April, veröffentlichen. Bis dahin laufen die Vorbereitungen für den Erzwingungsstreik auf Hochtouren. "Die Kolleginnen und Kollegen haben schon bewiesen, dass sie in der Lage sind, das Werk dicht zu machen", so Rico Irmischer. Das würden sie jetzt wieder tun: "Nicht nur für einen Tag, sondern bis sich der Arbeitgeber endlich bewegt. Wenn nötig, Wochen lang."

Schabmüller ist im Besitz einer italienischen Firmengruppe

Die Schabmüller GmbH, Teil der italienischen ZAPI-Group mit Sitz in der Nähe von Bologna, bietet ein komplettes Spektrum an elektrischen Antriebslösungen für verschiedene Anwendungsgebiete wie Elektromotoren oder Generatoren. In Berching sind rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, viele mit langen Betriebszugehörigkeiten.

Schabmüller unterliegt keiner Tarifbindung, seit die Firma vor 20 Jahren aus dem bayerischen Metallarbeitgeberverband vbm ausgetreten ist und damit die Tarifbindung aufgegeben hat. Seitdem orientiert sich der Betrieb an den Tarifabschlüssen, die in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie vereinbart werden, geben diese aber nur zu 80 Prozent weiter. Daher beläuft sich die Differenz zwischen den Entgelten bei Schabmüller und der Metall- und Elektroindustrie mittlerweile auf 22 Prozent.

Wirtschaftlich geht es der Schabmüller GmbH laut IG Metall hervorragend: Sie verzeichne seit Jahren hohe Gewinne und erweitere ihren Marktanteil stetig. Forderungen nach einer Rückkehr in den Flächentarifvertrag sei der Arbeitgeber bisher aber ausgewichen.

Die Tarifverhandlung sind festgefahren: Seit der 4. Verhandlung zwischen Arbeitgeber und IG Metall am 14. März herrscht Stillstand.

Nun drohen Produktionsausfälle bei Schabmüller

Weil der Arbeitgeber nach dem jüngsten Warnstreik sein letztes Angebot nicht nachgebessert hat, hatte der IG Metall-Vorstand in Frankfurt dem Antrag auf eine Urabstimmung zugestimmt. Nach deren erfolgreichem Abschluss ist der Weg für den dauerhaften Ausstand nun frei: Es drohen wochenlange Produktionsausfälle.

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